Engpässe und Fachkräftemangel behindern Produktion

Die Produktion und die Lieferfähigkeit des Maschinen- und Anlagenbaus in Deutschland werden immer stärker durch Materialengpässe und Fachkräftemangel behindert. So sehen laut einer VDMA-Blitzumfrage die große Mehrheit der befragten Unternehmen ihre Lieferketten derzeit merklich oder gravierend beeinträchtigt.

Bild: VDMA e.V.

„87 Prozent der Unternehmen im Maschinenbau sehen ihre Lieferketten derzeit merklich oder gravierend beeinträchtigt“, sagt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers. „Der Maschinenbau ist nicht nur mit seinen eigenen Produkten global präsent. Er greift auch auf ein weltweites Netz von Zulieferern zurück. Krieg in der Ukraine, Lockdowns in China, Staus in zentralen Umschlagplätzen mit deutlich verlängerten Abfertigungszeiten von Containern und Personalmangel bei der Auslieferung sowie in der eigenen Produktion – die Liste der negativen Einflussfaktoren auf die Versorgungssituation ist lang“, erläutert Wiechers.

Lage weiter verschärft

Im Vergleich zur vorangegangenen Erhebung hat sich die Lage nochmals verschärft, und die Hoffnung auf baldige Besserung schwinde, so der Branchenverband. Im April meldeten bereits 79 Prozent, also fast acht von zehn der Befragten, merkliche oder gravierende Knappheiten bei der Materialversorgung. Nun sind es fast neun von zehn Firmen, die dies melden. Ähnlich verhält es sich mit den Aussichten. Mit einer Entschärfung der Lage innerhalb der nächsten 3 Monate rechnet kaum noch jemand. „Bei Elektronikkomponenten zeigen sich die Engpässe besonders hartnäckig. 44 Prozent sehen eine bessere Versorgungslage hier erst ab dem zweiten Halbjahr 2023“, erläutert VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.

Angesichts der anhaltenden Zulieferprobleme hat schon mehr als jedes zweite Unternehmen seine Beschaffungsstrategie kritischer Rohstoffe verändert oder plant dies in absehbarer Zeit zu tun. „Insgesamt legen die Unternehmen einen stärkeren Fokus auf die Versorgungssicherheit. Dafür erweitern 83 Prozent der Unternehmen, die Maßnahmen initiieren oder bereits umgesetzt haben, gezielt ihr Lieferantennetzwerk. 77 Prozent erhöhen die Lagerhaltung und 58 Prozent sehen sich nach alternativen Materialien um – wo immer dies möglich ist“, so Wiechers. Auch auf reduzierte Gaslieferungen bereiten sich bereits 30 Prozent der Unternehmen vor. „Etwa drei Viertel der sich auf den Ernstfall vorbereitenden Unternehmen prüfen zunächst einmal, welche Möglichkeiten sie im eigenen Unternehmen haben, beispielsweise die Installation elektrischer oder Öl-befeuerter Back-up-Systeme. Etwa die Hälfte der Unternehmen sieht eine engere Abstimmung mit dem hauseigenen Netzbetreiber als adäquate Vorbereitungsmaßnahme an. Und ein Drittel hat gestaffelte Notfallpläne je nach Reduktionsgrad der Gaslieferungen mit den Lieferanten vorbereitet“, ergänzt Wiechers.

Mangel an Personal

Auch die Fachkräfteengpässe haben sich in den vergangenen Monaten zugespitzt. 78 Prozent der für die Blitzumfrage befragten Unternehmen haben einen merklichen oder gravierenden Mangel an Personal. 3 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Entschärfung der Personalsituation in den nächsten 3 Monaten. Wiechers: „60 Prozent der Unternehmen sehen die Demografie und den Fachkräftemangel als großes Risiko an.“ Damit wurde der Fachkräftemangel unter acht zentralen aktuellen Themen des Maschinenbaus als größtes Risiko eingestuft und sogar noch vor der Antwortkategorie ‚Inflation/restriktive Geldpolitik‘ genannt.

Trotz der Belastungen soll das laufende Jahr für die meisten Betriebe ein Wachstumsjahr werden. 79 Prozent der Unternehmen erwarten ein Umsatzwachstum, das aber auch durch die Inflation getrieben wird. Auch beim mittelfristigen Blick in die Zukunft zeigen sich die befragten Unternehmen positiv: 82 Prozent wollen Ihre Investitionen im Vergleich zum Vorjahr steigern.

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