Aktuelle Herausforderungen der Industrie: Entwicklungen, Aktivitäten, Maßnahmen

Unsichere Zukunft bremst Industrie 4.0 in Deutschland

Car Factory Office: Successful Female Chief Engineer Overlooking Factory Production Conveyor. Automated Robot Arm Assembly Line Manufacturing Advanced High-Tech Electric Vehicles. Back View Shot
Bild: ©Gorodenkoff/stock.adobe.com

Laut aktuellem Industrie 4.0 Barometer Studie der Management- und IT-Beratung MHP sind lediglich 50 Prozent der Produktionsprozesse sind automatisiert. Auch setzt sich mehr als die Hälfte 899 befragten Industrieunternehmen nicht mit den Potenzialen und Möglichkeiten der Industrie 4.0 auseinander oder sieht sie als nicht zielführend an. Für zwei Drittel der befragten Unternehmen ist die Unsicherheit beim Return on Investment (ROI) das ausschlaggebende Argument für ein mangelndes Engagement bei der Digitalisierung und Automatisierung. Durch den extremen Fokus auf Wirtschaftlichkeit in allen Belangen würden die Unternehmen gelähmt, so die Studienverantwortlichen. Nur die wenigsten seien bereit, die notwendigen Ressourcen aufzubringen, um langfristig und zukunftsorientiert zu investieren. MHP-Partner Dr. Walter Heibey: „Unternehmen haben zwar aus den vergangenen Krisen gelernt – insbesondere in Bezug auf Lieferengpässe – und können mittlerweile durch erfolgreiche Implementierung von Industrie 4.0-Technologien ihre Produkte über die gesamte Supply Chain deutlich besser orten. Es fehlen jedoch nach wie vor ganzheitliche Vernetzungen des Shopfloors. Ein Grund dafür ist, dass durch den Fokus auf Wirtschaftlichkeit Investitionen in ganzheitliche Automatisierungslösungen vernachlässigt und mehrheitlich nur Insellösungen umgesetzt werden.“

Rentabilität oft unklar

Das gilt insbesondere bei der Digitalisierung des Shopfloors. Eine der größten Hürden bei der Realisierung dieses Ziels ist die unklare Rentabilität der in Frage kommenden Industrie 4.0-Technologien. Die größte Wirkungsfähigkeit sprechen die Befragten dem autonomen Transport (43 Prozent) und der künstlichen Intelligenz (39 Prozent). Beim Thema Nachhaltigkeit steht der Effizienzgedanke im Vordergrund. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen gibt an, Projekte oder Prozesse weiterlaufen zu lassen, auch wenn diese nicht im Einklang mit den unternehmerischen Nachhaltigkeitszielen stehen. weiterlesen

Bezüglich der Prinzipien der Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) Reduce, Reuse, Recycling, Redesign und Refurbish steht bei 67 Prozent das Reduce-Prinzip im Vordergrund – also der Senkung von Energie- und Materialverbrauch sowie von Abfallmengen.

Im internationalen Vergleich stehen Unternehmen aus dem Vereinigten Königreich und den USA an vorderster Position beim Streben nach Nachhaltigkeit. Mit großem Abstand folgt der DACH-Raum. Hier bestehe noch wesentlicher Nachholbedarf bei Themen wie der Kreislaufwirtschaft, teilen die Studienverantwortlichen mit. Weiter abgeschlagen sind die chinesischen Unternehmen: Dort spielen viele nachhaltige Strategien eine untergeordnete Rolle. Dennoch könne man auch dort beobachten, dass Unternehmen anfangen, sich für nachhaltige Lösungen zu interessieren. Dies zeige sich in der bewussten Vermeidung von Externalitäten wie Lärm und Luftverschmutzung, letztlich ausgelöst auch durch gesetzliche Vorgaben.

Das Industrie 4.0 Barometer 2023 hält für alle untersuchten Regionen fest: 46 Prozent aller Unternehmen haben Umwelt- und Klimaschutz als zentrales strategisches Ziel definiert und konkrete Zielvorgaben abgeleitet. Bei mehr als der Hälfte aller teilnehmenden Unternehmen gibt es eine Organisationseinheit oder ein Gremium, das sich mit Nachhaltigkeit befasst und dem mindestens ein Mitglied des Top Managements angehört. 40 Prozent empfinden die selbst gesteckten Nachhaltigkeitsziele als wirksam. 18 Prozent sagen, dass die Ziele nicht wirksam sind.

Lücke wird größer

Auch im diesjährigen Industrie 4.0 Barometer liegen Deutschland, Österreich und die Schweiz klar hinter China, Großbritannien und den USA – und die Lücke wächst. Dynamische Unternehmen, vor allem aus dem asiatischen Raum, investieren gewaltige Summen und haben so bereits viele der westlichen Wettbewerber hinter sich gelassen. Und beim Thema Shopfloor-Automatisierung wird deutlich, wie groß diese Lücke aktuell ist: So sind bei Unternehmen aus dem DACH-Raum, UK und USA lediglich rund 44 Prozent der gesamten Produktionsprozesse automatisiert. In China sind es 69 Prozent.

Wenn es um den Einsatz von autonomen Maschinen und Robotern, beispielsweise fahrerlose Transportsysteme geht, hat nur ein Drittel der Unternehmen weltweit diese Technologien überhaupt im Einsatz. Immerhin planen 36 Prozent der Befragten den Einsatz und 28 Prozent testen die Technologie bereits. Ein Viertel der befragten Unternehmen (international) geht sogar davon aus, dass sie besser hinsichtlich teil- und vollautomatisierter Produktionsprozesse dastehen als ihre Konkurrenten. Wenn jedoch erst die Hälfte der Produktionsprozesse automatisiert ist, herrsche hier bei den Verantwortlichen nicht nur ein trügerisches Selbstbild, sondern auch entsprechender Nachholbedarf, schreiben die Studienautoren.

Fachkräftemangel

Als große Hemmnisse bei der Implementierung von Industrie 4.0-Technologien nennen die Befragten den Mangel an qualifizierten Beschäftigten und fehlende Weiterbildungsmaßnahmen. Entsprechend schwer fällt es vielen Unternehmen, Digitalisierungsprojekte zu realisieren. Demnach hat mehr als die Hälfte der Unternehmen im DACH-Raum Probleme, qualifiziertes Personal einzustellen. Die vorhandene Belegschaft lasse sich kaum nutzen, so die Befragten, da diese zu sehr in das Tagesgeschäft eingebunden sei. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen zeigt sich zudem unzufrieden mit den angebotenen Weiterbildungsmöglichkeiten.

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Erneut mehr Kurzarbeit im Februar

Bild: Ifo Institut

Die Zahl der Kurzarbeitenden ist im Februar um knapp 9 Prozent auf 220.000 Menschen gestiegen. Im Januar waren es 203.000*. Das ist die höchste Zahl seit Juni vergangenen Jahres. Das geht aus Schätzungen des Ifo Instituts auf Grundlage der Ifo-Konjunkturumfragen und Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervor. Der Anteil an den Beschäftigten kletterte von 0,6 auf 0,7 Prozent. Die Kurzarbeitenden konzentrieren sich auf die Industrie, 161.000, nach 155.000 im Januar oder 2,3 Prozent nach 2,2 Prozent. In der Autobranche waren es sogar 4,9 Prozent oder 46.000 Mitarbeitende. Besonders stark betroffen sind Textil-, Leder- und Papierhersteller mit 6,7 Prozent oder 24.000 Beschäftigten. 5,8 Prozent oder 16.000 sind in Metallerzeugung und -bearbeitung in Kurzarbeit. Auf dem Bau liegt der nicht-saisonale Anteil bei 0,9 Prozent oder 16.000 Beschäftigten, im Handel bei 0,4 Prozent oder 17.000 Menschen, und bei allen Dienstleistern zusammen bei 0,1 Prozent oder 16.000 Mitarbeitenden. Im Februar 2022 lag die Zahl bei 803.000 Kurzarbeitenden oder 2,4 Prozent. Beim Höchststand während der Coronakrise im April 2020 waren es sogar 6 Millionen oder 17,8 Prozent. Kurzarbeit ist eine Art Teilzeit-Arbeitslosigkeit, vor allem bei zeitweisem Auftragsmangel. Beschäftigte erhalten Kurzarbeitergeld für die ausfallenden Stunden. (*revidierter Wert)

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Mit nachhaltigem Materialeinsatz zu geringeren CO2-Emissionen

Bild: ©安琦 王/stock.adobe.com

Mobilität ist derzeit die Ursache für rund 30 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Davon entfällt ein großer Teil auf den Straßenverkehr. Soll die Umweltbelastung über den Lebenszyklus eines Pkw hinweg minimiert werden, bedarf es nicht nur emissionsneutraler Antriebe, sondern auch neuer Ansätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Das Spektrum reicht dabei vom nachhaltigen Design neuer Modelle über geschlossene Materialkreisläufe in der Produktion bis hin zu einer besseren Auslastung vorhandener Fahrzeuge. Europäische Autobauer sind laut einer Studie der Unternehmensberatung Bain & Company derzeit mit einer Quote von 40 Prozent weltweit führend in der Kreislaufwirtschaft. Dies sei vor allem auf strenge EU-Vorschriften zurückzuführen, so die Studienautoren. Untersucht wurden zentrale Stellhebel, mit deren Hilfe die automobile Kreislaufwirtschaft weltweit vorangetrieben werden kann. Aufgezeigt wird zudem, wie sich Autobauer und Zulieferer auf die neue Ära vorbereiten können.

Komplettes Pkw-Recycling möglich

Momentan entfallen weltweit rund 10 Prozent aller genutzten Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe auf den Mobilitätssektor. Bei europäischen Automobilherstellern liegt der Anteil wiederaufbereiteter und -verwendeter Materialien in der Neuwagenfertigung bei 23 Prozent, könnte sich der Studie zufolge aber bis 2040 auf 59 Prozent mehr als verdoppeln lassen. Allein dies würde die mit dem Materialeinsatz verbundenen CO2- Emissionen um 60 Prozent reduzieren. Zugleich sei es möglich, so die Studienautoren, die Recyclingquote eines Pkw von heute knapp 80 Prozent auf 97 Prozent zu steigern – nahezu sämtliche Teile eines Fahrzeugs würden dann einer erneuten Verwendung zugeführt.

In der Bain-Studie werden auch nachgelagerte Wertschöpfungsstufen betrachtet. Danach ließe sich der Anteil gebrauchter Teile bei Reparaturen in Europa bis 2040 auf 12 Prozent steigern, im Jahr 2020 waren es gerade einmal 2 Prozent. Speziell bei Batterien werden Wiederaufbereitung und -verwendung künftig zum Standard werden, um die strengen regulatorischen Auflagen zu erfüllen. Dazu bedarf es aber eines professionellen Marketings. „Je intensiver sich die Autobauer dem Kreislaufgedanken verschreiben und je offensiver sie damit an die Öffentlichkeit gehen, desto leichter wird es den Servicebetrieben fallen, ihre Kundschaft von gebrauchten Ersatzteilen zu überzeugen“, stellt Dr. Klaus Stricker, Bain- Partner und Leiter der globalen Praxisgruppe Automotive und Mobilität, fest.

Nutzungsverhalten ändert sich

Auf dem Weg hin zur Klimaneutralität wird zudem ein verändertes Nutzungsverhalten eine wichtige Rolle spielen. Laut Studie wird sich voraussichtlich in den 2030er-Jahren der Einsatz von Robotaxis zunehmend rechnen. In der Folge wird der Anteil privater Fahrzeuge an den gefahrenen Kilometern weltweit von heute 67 Prozent auf dann rund 50 Prozent im Jahr 2030 sinken. 2050 sollen es sogar nur noch 40 Prozent sein. Die gesamthafte Auslastung aller Fahrzeuge würde damit deutlich steigen, der Bedarf an Neufahrzeugen zurückgehen. „Mobilität bleibt ein essenzieller Teil unseres Lebens“, sagt Noack. „Aber die Art, wie wir uns fortbewegen, wird sich grundlegend verändern“, sagt Björn Noack, Bain-Partner und Co-Autor der Studie.

Bei Vorreiterunternehmen stehen laut Studienergebnis drei Maßnahmen im Fokus. Zum einen überprüfen sie systematisch ihre gesamte Wertschöpfungskette, um die Chancen für geschlossene Kreisläufe nutzen zu können. Zum anderen geht es darum, Trends frühzeitig zu erkennen und auf Basis von Zukunftsszenarien schon heute die Weichen für die Märkte von morgen zu stellen. Und schließlich engagieren sie sich in Ökosystemen und beginnen gemeinsam mit Partnern mit dem Aufbau geschlossener Kreisläufe.

Studie: Fachkräftemangel in der Halbleiterbranche steigt an

„Voraussetzung für die dringend nötige Aufholjagd der Halbleiterindustrie in Europa sind attraktivere Standortfaktoren. Der Standort Europa braucht günstige Rahmenbedingungen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dazu gehören gut ausgebildete Fachkräfte für die gesamte Wertschöpfungskette der Chipherstellung. Weitere entscheidende Standortfaktoren sind niedrige Kosten für die Bereitstellung von Energie und Wasser sowie für den Bau neuer Anlagen und Fabriken“, sagt BDI-Präsident Prof. Siegfried Russwurm anlässlich der von BDI und ZVEI vorgestellten Studie ‚Fachkräftesituation in der Halbleiter-Fertigung‘. „Halbleiter sind das Fundament einer erfolgreichen industriellen Zukunft in allen Märkten. Angesichts des Mangels an Spezialisten ist die durch die EU angestrebte Steigerung der Produktionskapazitäten auf 20% des weltweiten Volumens bis 2030 unrealistisch. Wenn Europa seine Halbleiterproduktion signifikant steigern will, müssen Privatwirtschaft und Mitgliedsstaaten verstärkt in die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften investieren“, unterstreicht Russwurm. Eine im Auftrag von BDI und ZVEI erstellte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass im Jahresdurchschnitt rund 62.000 qualifizierte Fachkräfte in solchen Berufen fehlen, die u.a. in der Halbleiterindustrie eingesetzt werden könnten. Zwar ist der Fachkräftemangel in anderen Branchen ähnlich hoch, doch spiegelt die Qualifikationsstruktur aller Berufe in der Halbleiterindustrie eine besonders hohe Technologisierung und Spezialisierung der Branche wider, die es nochmal schwieriger macht, qualifizierte Fachkräfte in kurzer Zeit zu gewinnen. Stand heute könne bundesweit jede zweite offene Stelle in solchen Berufen nicht besetzt werden.

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ZEW-Umfrage: Inflation und Zinssätze bleiben langfristig hoch

Bild: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung

Das Inflationsziel der EZB von 2% wird von 2023 bis 2025 voraussichtlich stärker überschritten als im November 2022 angenommen. Laut einer Umfrage des ZEW im Februar erwarten die Finanzmarktexperten im Median Inflationsraten für die Jahre 2023, 2024 und 2025 von 6, 3,5 bzw. 2,5%. Die Befragten gehen somit weiterhin davon aus, dass sich die Inflation ab 2023 über die Zeit abschwächen wird. Die Prognosen für 2024 sind jedoch etwas höher als im November 2022. So wurden im November für die Jahre 2023 und 2024 noch Inflationsraten im Median von 6 und 3,1% erwartet. Wie in der November-Umfrage begründet die Mehrheit der Finanzmarktexperten die höheren Inflationsprognosen auch im Februar mit der Entwicklung der Löhne und Gehälter im Euroraum.

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Materialengpässe in der Industrie rückläufig

Bild: Ifo Institut

Der Materialmangel in der Industrie hat sich weiter entspannt. Im Februar berichteten 45,4% der befragten Firmen von entsprechenden Problemen. Das ist die niedrigste Zahl seit April 2021. Im Januar waren es noch 48,4%. Das geht aus der aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts hervor. „Viele Unternehmen können die Produktion immer noch nicht wie gewünscht hochfahren“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Aber es gibt im Moment zum Glück auch keine Anzeichen, dass sich die Materialengpässe wieder verschärfen könnten.“ Mehr als 70% berichten im Maschinenbau, der Elektroindustrie und der Automobilbranche von Engpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten. In der Chemie hat sich die Lage entspannt.

Krieg kostet 1,6 Billionen Dollar

Bild: ©Pixels Hunter/stock.adobe.com

Vor einem Jahr begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und hat erhebliches menschliches Leid und Verwüstung im Land hinterlassen. Auch die globalen Wirtschaftsaussichten haben sich verschlechtert. Neuen IW-Berechnungen zufolge hat der Krieg im vergangenen Jahr etwa 1,6 Billionen Dollar an globaler Wertschöpfung gekostet. Und auch für das laufende Jahr prognostizieren die Wirtschaftsforscher eine ähnliche Entwicklung: Im Jahr 2023 könnten sich die weltweiten Produktionsausfälle auf rund eine Billion Dollar belaufen.

Für die Berechnung wurde die aktuelle Lage einer kontrafaktischen gegenübergestellt, in der es keinen Krieg gibt. Vor allem die damit verbundenen Versorgungsprobleme mit Energie und Rohstoffen haben Unternehmen weltweit im vergangenen Jahr unter Druck gesetzt – auf mehreren Ebenen:

Hohe Energiepreise haben für Kostenschocks auf der Produktionsebene gesorgt, die für viele Unternehmen zur schwer kalkulierbaren Belastung wurden. Stark gestiegene Erzeugerpreise trieben wiederum die Verbraucherpreise in die Höhe. Das zehrte an der Kaufkraft der Haushalte, die ihren Konsum zurückfuhren. Wegen der globalen Unsicherheit und den gestiegenen Preisen hielten sich die Unternehmen sich mit Investitionen zurück.

Auch aufstrebende Volkswirtschaften betroffen

Nicht nur die fortgeschrittenen Volkswirtschaften sind betroffen: Auf sie entfielen im Jahr 2022 zwar zwei Drittel der globalen Produktionseinbußen. Das andere Drittel entfiel auf die aufstrebenden Volkswirtschaften, zu denen auch China zählt. Für 2023 steigt der Anteil an den Verlusten in diesen Ländern auf rund 40 Prozent.

„Russlands Krieg auf die Ukraine hat schon längst eine hohe weltwirtschaftliche Bedeutung“, sagt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling. „Entwarnung ist leider auch in diesem Jahr noch nicht in Sicht. Rohstoffknappheit und Unsicherheit wird uns auch über 2023 hinaus beschäftigen und Wohlstand kosten“.

ZEW-Konjunkturerwartungen klettern um 11,2 Punkte

Bild: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

Unternehmen erwarten in den kommenden Monaten eine Verbesserung der konjunkturellen Lage. Darauf deuten die ZEW-Konjunkturerwartungen im Februar hin. Ihre aktuelle Situation schätzen die Unternehmen jedoch nach wie vor als schlecht ein.

Die ZEW-Konjunkturerwartungen steigen in der aktuellen Umfrage vom Februar 2023 erneut und liegen mit 28,1 Punkten um 11,2 Punkte höher als im Vormonat. Die Wirtschaftsforscher zählen damit den fünften Anstieg in Folge und den zweiten Monat mit einem inzwischen deutlich positiven Wert. Die Einschätzung der konjunkturellen Lage für Deutschland hat sich ebenfalls verbessert, dieses Mal vergleichsweise kräftig. Sie liegt aktuell bei minus 45,1 Punkten und somit 13,5 Punkte über dem Wert des Vormonats. Dies ist der vierte Anstieg der Lageeinschätzung in Folge. Allerdings befindet sich der Wert dennoch weit im negativen Bereich.

„Auf Sicht von sechs Monaten erwartet mittlerweile ein großer Teil der Befragten eine Verbesserung der konjunkturellen Lage. Die gegenwärtige Situation wird allerdings nach wie vor als relativ schlecht eingeschätzt. Es sind – wie schon im Vormonat – die verbesserten Ertragseinschätzungen der energie- und exportorientierten Branchen sowie der konsumnahen Wirtschaftsbereiche, die für den Anstieg sorgen. Die Erwartungen für die langfristigen Zinsen steigen ebenfalls und der Branchenindikator für Banken erklimmt den höchsten Wert seit dem Jahr 2004“, kommentiert ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach, die Ergebnisse.

Die Erwartungen der Finanzmarktexpertinnen und -experten an die Konjunkturentwicklung in der Eurozone verbessern sich im Februar ebenfalls erheblich. Sie steigen um 13,0 Punkte und liegen aktuell bei 29,7 Punkten. Der Lageindikator steigt um 13,2 Punkte auf einen neuen Stand von minus 41,6 Punkten.

Die Inflationserwartungen für das Eurogebiet bleiben im Februar nahezu konstant mit einem Wert von minus 83,4 Punkten.

Große Ambitionen, geringer Tatendrang

Weltweit setzen sich Unternehmen ESG-Ziele, doch nur 6 Prozent realisieren die dafür erforderlichen Maßnahmen in voller Konsequenz, so eine Studie der Beratungsgesellschaft PwC. Demnach befinden sich 53 Prozent noch in einem relativ frühen Stadium der ESG-Transformation und setzen lediglich grundlegende Maßnahmen wie den Ausgleich von Kohlenstoffemissionen durch CO2-Zertifikate um. Mehr als 900 Führungskräfte weltweit wurden für die Studie zum Status quo ihrer ESG-Transformation befragt. Die Ergebnisse deuten laut PwC darauf hin, dass viele Unternehmen mit der Umsetzung der teilweise komplizierten und schwierig zu messenden Maßnahmen hadern, wie etwa bei der Neugestaltung von Produkten oder der Verbesserung von Vielfalt und Integration. Eine kleine Gruppe fortgeschrittener Unternehmen, die in der Studie als ESG-Champions kategorisieren werden, bemüht sich indes, ESG-Maßnahmen in ihre gesamte Wertschöpfungskette einzubinden, um sich selbst und ihre Lieferanten nachhaltiger und wettbewerbsfähiger zu machen.

Wachsender Druck von vielen Seiten

Unternehmen stünden unter enormem Druck, so die Studienautoren. Die Auswirkungen der Pandemie sowie des Krieges in der Ukraine halten an und haben u.a. Unterbrechungen der Lieferketten, Rohstoffknappheit und eine wachsende Inflation zur Folge. Gleichzeitig werden Unternehmen von Verbrauchern, Beschäftigten Investoren und Aufsichtsbehörden immer stärker dazu angehalten, ihr Geschäft so umzugestalten, dass es einer wachsenden Zahl von Umwelt- und Sozialstandards entspricht.

ESG-Champions setzen auf Tempo, Ganzheitlichkeit und Transparenz

Die Studie zeigt, dass sich die Einstellung gegenüber der Transformation zu ESG-getriebenen Geschäftstätigkeiten als Treiber für Widerstands- und Wettbewerbsfähigkeit stark verändert hat. Die Gruppe der Champions tätigen unter diesen Vorzeichen hohe Investitionen und verzichten auf kurzfristige Gewinne, um ihr Unternehmen langfristig nachhaltig zu gestalten. Sie verfügen über detaillierte, kurz- und langfristige Roadmaps, die die meisten ihrer Wertschöpfungsketten abdecken. Außerdem haben sie einen Überblick hinsichtlich der Menschenrechtsrisiken in ihren Wertschöpfungsketten sowie robuste, produktspezifische Standards für Bereiche wie den Tierschutz oder die Rohstoffbeschaffung. Mehr als 70 Prozent ihrer Produkte und Dienstleistungen stehen im Einklang mit ESG-Zielen. 81 Prozent der Champions richten ihre Geschäftsmodelle in erheblichem Maße neu aus, indem sie beispielsweise auf zirkuläre Geschäftsmodelle umstellen oder ihr Produktportfolio an die ESG-Ziele anpassen. Im Vergleich dazu tun dies nur 15 Prozent der anderen Unternehmen. ESG-Champions sind darüber hinaus auch bei der Digitalisierung weiter und verfügen über ein höheres Maß an Datentransparenz und -zugänglichkeit. 81 Prozent geben an, dass ihre ESG-Daten vollständig verfügbar sind und für die Entscheidungsfindung genutzt werden. Zum Vergleich: Nur 13 Prozent der Unternehmen abseits der Champions behaupten das von sich.

Woran hakt es?

Die meisten Unternehmen geben an, dass unzureichende IT-Infrastrukturen, ein Mangel an digitalen Lösungen und ein eingeschränkter Datenzugang zu den größten ESG-Herausforderungen gehören. Weil sich die digitalen Fähigkeiten vieler Unternehmen noch in der Entwicklung befänden, seien diese Ergebnisse nur wenig überraschend, so die Autoren.

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Mangel an Fachkräften zum Jahresbeginn leicht entspannt

Bild: Ifo Institut

Etwas weniger deutsche Unternehmen melden zu Jahresbeginn einen Mangel an Fachkräften. Das ergibt sich aus einer aktuellen Ifo-Umfrage. Demnach gaben 43,6 Prozent der befragten Unternehmen im Januar an, von Fachkräftemangel beeinträchtigt zu werden, nach 45,7 Prozent im Oktober 2022. „Die Sorgen der Unternehmen, passende Fachkräfte zu finden, bleiben weiterhin groß“, sagt Ifo-Experte Stefan Sauer. Im Juli 2022 war das Allzeithoch von 49,7 Prozent erreicht worden.

Am stärksten betroffen sind laut Befragung weiterhin viele Dienstleister. In der Rechts- und Steuerberatung sowie der Wirtschaftsprüfung waren es 75,2 Prozent. Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen in der Lagerei, im Verkehrsbereich und in den Architektur- und Ingenieurbüros klagten über Fachkräftemangel. In diesen Branchen hat die Knappheit sogar weiter zugenommen.

Im verarbeitenden Gewerbe sind laut Ifo-Befragung weniger Firmen von fehlenden Fachkräften beeinträchtigt. 16,4 Prozent der Unternehmen aus der chemischen Industrie meldeten einen Mangel, nach 19,6 im Oktober. In der Metallerzeugung und -bearbeitung waren es 23,6 Prozent, nach 45,2. Die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten waren mit 59,5 Prozent dagegen so stark wie noch nie eingeschränkt.

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