Effizienz steigert Sekt-Appeal

Antriebstechnik für Rotkäppchen-Kellerei:

Effizienz steigert Sekt-Appeal

Die einzelnen Marktsegmente in der Getränkebranche sind heiß umkämpft. Kosteneffiziente Produktions- und Abfüllprozesse und damit entsprechende Antriebs- und Automatisierungslösungen sind daher unerlässlich. Die Rotkäppchen-Sektkellerei setzt auf eine Krones-Abfüllanlage mit energieeffizienten Motoren und erzielt dadurch bis zu 50% Energieeinsparung.

Rotkäppchen schreibt eine unternehmerische Erfolgsgeschichte. Die Sektkellerei wurde 1856 in Freyburg an der Unstrut begründet. Dieser 5.000 Einwohner umfassende Weinort liegt in Sachsen-Anhalt, nicht zu verwechseln mit Freiburg/Breisgau. Umliegende Städte im Burgenlandkreis sind Naumburg/Saale und Weißenfels sowie Weimar und Jena im benachbarten Thüringen. Saale-Unstrut ist das nördlichste Weinanbaugebiet in Deutschland. Immerhin laden hier ca. 30 Rebsorten zum Probieren ein. Mit 650ha ist das Anbaugebiet jedoch auch das viertkleinste. Deshalb stammen nur wenige Sektgrundweine für das Rotkäppchen-Portfolio von hier, die meisten werden aus Frankreich, Italien und Spanien geliefert. Zwischen 1948 und 1989 stellte Rotkäppchen als Volkseigener Betrieb bis zu 15Mio Flaschen Sekt pro Jahr her. Nach der Öffnung der Mauer brach der Absatz deutlich ein und sank auf knapp 3Mio verkaufte Flaschen im Jahr 1991, erholte sich jedoch seit diesem Jahr wieder. 1993 übernahmen mehrere leitende Mitarbeiter mit Unterstützung durch den Unternehmer Harald Eckes-Chantré in einem Management-Buy-Out den Betrieb. Sieben Jahre später wurde die Marke Rotkäppchen mit insgesamt 50 Millionen Flaschen Absatz abverkaufsstärkste Sektmarke in Deutschland und die Kellerei erwarb 2002 die Marken Mumm, Jules Mumm und MM Extra mit den Standorten Hochheim/Main und Eltville/Rhein. Ein Jahr später kaufte die neue Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH die Privatsektkellerei Geldermann in Breisach. Heute sind die Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien mit ihrer breiten Produktpalette nationaler Sekt-Marktführer. Die Sektkellerei in Freyburg produziert etwa 115Mio Flaschen pro Jahr, die gesamte Unternehmensgruppe ca. 240Mio Flaschen Sekt und Spirituosen.

Werden Abfülllinien in der Getränkebranche im Dreischichtsystem betrieben, erreichen sie etwa 5.000 bis 6.000 Betriebsstunden im Jahr. Diese Maschinen können bis zu 20 Jahre laufen. Doch irgendwann müssen sie aufgrund technischer und wirtschaftlicher Erfordernisse oder wegen gesetzlicher Vorgaben und Umweltauflagen erneuert werden. Auch in der Rotkäppchen-Sektkellerei in Freyburg standen eine Leistungserhöhung und die technologische Modernisierung der Abfülllinien an. Seit den 1980er-Jahren füllte die entsprechende Maschine 8.000 Flaschen Sekt pro Stunde. Die jetzige Anlage leistet mehr als das Dreifache.

Ambitionierter Zeitplan

Im Frühjahr 2012 wurden die Umbauten durchgeführt. Für die Abfüllung von 0,75l-Sektflaschen errichtete das Unternehmen eine komplett neue Linie von Krones mit einer Nennleistung von 27.000 Flaschen pro Stunde. „Das ist im Sektbereich sehr viel“, erklärt Tobias Rost, Technischer Leiter der Sektkellerei. Der eigentliche Umbau erfolgte sehr schnell. Innerhalb von nur sechs Wochen war die Halle leer geräumt, ein neuer Fußboden eingezogen, eine Lärmschutzdecke angebracht und die Beleuchtung entsprechend den aktuellen Standards modernisiert. So konnte die erste Flasche Sekt auf der neuen Linie bereits im Mai 2012 gefüllt werden. Die Anforderungen an die Transporteure im Sektbereich sind hoch: Eine gefüllte Sektflasche wiegt fast 1.400g. Dieses Flaschengewicht, die hohen Umlaufgeschwindigkeiten und die Materialpaarung Flasche-Kette führen zu starken Beanspruchungen der Transporteinrichtungen. Deshalb setzt Rotkäppchen Edelstahl-Scharnierbandketten ein. „Uns war eine hohe Zuverlässigkeit und Effizienz bei weniger Lärmbelastung wichtig“, so Rost. Hier kommen auch die energieeffizienten Antriebe von SEW-Eurodrive zum Tragen. „Wir haben bei Krones im Werk Neutraubling bei Regensburg eine Transporteurlinie mit Movigear besichtigt“, sagt Rost. „Die prognostizierte Energieeinsparung überzeugte uns.“ Krones stellte dem Rotkäppchen-Techniker damals durch die mechatronischen Antriebseinheiten Movigear bis zu 50% Energieeinsparung gegenüber herkömmlichen Antrieben in Aussicht. „Der Behälter- und Gebindetransport, also Flaschen und Kartons, benötigt zusammen etwa 70kW Antriebsleistung. Bezogen auf die 150kW Gesamtanschlussleistung der Linie ist das ein nicht zu vernachlässigender Anteil“, so der Technische Leiter. „Deshalb waren energieeffiziente Antriebe hier besonders wichtig.“

Hocheffiziente Getriebemotoren

Speziell für Energiespar-Retrofits in der Getränkeindustrie liefert SEW-Eurodrive diese mechatronischen Antriebseinheiten auch in der Ausführung DSM mit abgesetztem Elektronikteil. In Absprache mit Krones wurden schließlich etwa 50 Antriebseinheiten MGF-DSM verbaut. Sie erfüllen bereits heute die Anforderungen der Energieeffizienzklasse IE4. Die Frequenzumrichter sind bei Rotkäppchen in einem zentralen Schaltschrankcontainer untergebracht, dessen Abwärme im Winter genutzt wird, um Lagerbereiche zu heizen. Mechatronische Antriebssysteme sind die konsequente Weiterverfolgung dezentraler Antriebssysteme. Sie sind kompakt und eignen sich bestens für die effiziente Gestaltung von Förderanlagen. Antriebe aus der Produktfamilie Movigear erzeugen hohe Losbrech- und Beschleunigungsmomente, die nach längeren Stillstandszeiten auftreten können. Die Zusammenführung von effizienten Einzelkomponenten führt in Summe zu einem sehr hohen Systemwirkungsgrad. Bei dezentraler Installation umfasst dieser Getriebe, Motor und die motorintegrierte Elektronik, bei einer zentralen Installation (Frequenzumrichter im Schaltschrank) wird hierbei der Wirkungsgrad des Getriebemotors als Systemwirkungsgrad bezeichnet. So tragen Antriebe der Produktfamilie Movigear dazu bei, die Energiekosten zu senken. Die Integration und Abstimmung aller Antriebskomponenten führt zu einer langen Lebensdauer und hoher Anlagenverfügbarkeit.


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