Schalt- und Steuerungsanlagenbau


Die Systemnorm EN61439

Die EN61439 verlangt vom Anwender die gesamte Schaltanlage als ein System zu betrachten und die Erfüllung der Anforderungen an die Schaltanlage durch den Bauartnachweis zu belegen. Das bedeutet, man muss auch das Zusammenspiel der Betriebsmittel, des Gehäuses und des Sammelschienensystems betrachten und die gegenseitige Beeinflussung der Grundeigenschaften der einzelnen Produkte bei der Konstruktion und der Bauartnachweiserstellung berücksichtigen. Wie auch schon bei der Niederspannungsrichtlinie ist das Sammeln einzelner Produktkonformitätserklärungen oder technischer Datenblätter der verwendeten Produkte kein Ersatz für den Bauartnachweis nach der EN61439-2 für eine Niederspannungsschalt- und Steuerungsanlage (siehe auch EN61439-1 Abschnitt 10.1, 3. Absatz). Technische Datenblätter enthalten viele hilfreiche Informationen und Daten. Für den Bauartnachweis ist aber zu prüfen, dass das Zusammenspiel der Produkte untereinander funktioniert und sicher ist. Ein Leistungsschalter erfüllt sein Kurzschlussabschaltvermögen gemäß seiner Produktnorm EN60947. Bei der Prüfung nach dieser Norm befindet sich der Leistungsschalter häufig jedoch nicht in einem geschlossenen Schaltschrank. Bei der Prüfung der Kurzschlussfestigkeit nach der EN61439 wird auch nicht mehr nur die Funktion des Leistungsschalters geprüft. Es wird aber geprüft, dass die gesamte Schaltanlage die Kurzschlussfestigkeit erfüllt und dass bei der Kurzschlussabschaltung durch diesen Leistungsschalter sich keine Türe öffnet oder ein anderes Element des Schrankes sich löst und weg fliegt. Bei der Abschaltung durch den Leistungsschalter beim Kurzschluss entsteht kurzzeitig ein Überdruck und dem muss das Gehäuse bei der Prüfung der Kurzschlussfestigkeit nach EN61439 u.a. Stand halten. Für die korrekte Erstellung des Bauartnachweises gemäß der EN61439 sind in der Normschrift verschiedene Methoden benannt und ausführlich beschrieben. Diese Methoden sind:

  • • Nachweis durch Prüfung
  • • Nachweis durch Vergleich mit einer geprüften Referenzkonfiguration
  • • Nachweis durch Begutachtung

Die Nachweisführung aller Einzelnachweise des Bauartnachweises kann allerdings nicht nur über eine Methode gemacht werden. Die Anwendung der drei Nachweismethoden ist in der Norm für jeden Einzelnachweis separat geregelt. So sind einzelne Nachweise durch Prüfung zu erbringen, wiederum andere können nur durch Begutachtung erbracht werden und bei einigen kann der Hersteller zwischen verschiedenen Methoden wählen (siehe Tabelle D1). Bei einzelnen Nachweisen wird das Zusammenspiel der Produkte überprüft und nachgewiesen. Beispielsweise wird der Nachweis der Kurzschlussfestigkeit eines Sammelschienensystems durch die Prüfung des Sammelschienensystems im Schaltschrank gefordert. Aus technischer Sicht ist dies auch erforderlich. Zwar entstehen im Kurzschlussfall oft die größten Kräfte zwischen den Leitern des Sammelschienensystems, allerdings entstehen bei einem Kurzschluss auch sehr große Kräfte zwischen den Leitern und den metallischen Elementen des Schaltschrankgehäuses. Der Nachweis belegt somit, dass während des Kurzschluss auch die Befestigung des Sammelschienensystems sicher ist und den Anwender vor den Gefahren des elektrischen Stromes schützt.

Richtlinien und Normen helfen vor Gefahren zu schützen

Richtlinie und auch Normen werden in größeren Abständen immer wieder überarbeitet mit dem Ziel das Gefährdungspotenzial von Produkten für Personen auszuschließen oder zumindest zu reduzieren. Allerdings zeigen diese Richtlinien und auch Normen häufig auf, dass durch standardisierte Methoden, standardisierte Herstellungsverfahren oder auch durch standardisierte Produkte eine einfachere Nachweisführung der Konformität zu Richtlinien und Normen möglich ist. Rittal hat einen solchen standardisierten Produktbaukasten im Portfolio bestehend aus Schaltschränken, Stromverteilungssystemen und Klimatisierungslösungen – geprüft mit vielen Schalt- und Schutzgeräten namhafter Hersteller, unterstützt durch viele Konfigurations- und Engineering Tools wie Eplan P8, Rittal Therm oder Rittal Power Engineering. Mit diesem Gesamtlösungsangebot können Hersteller von Energieverteilern oder Niederspannungsschalt- und steuerungsanlagen einfach, schnell und sicher ihre Anlagen konzipieren, aufbauen und die Sicherheit nachweisen.