Interview mit Gijs Werner, TE

Interview mit Gijs Werner, TE

„Die Automatisierung
ist der Treiber“

Steckverbindern wird im industriellen Umfeld einiges abverlangt – extreme Temperaturen, Schmutz und Nässe oder Vibrationen und Stöße. TE Connectivity (TE) hat die Produkte seines Geschäftsbereichs HDC (Heavy Duty Connectors) speziell für solche Umgebungsfaktoren ausgelegt. Das SPS-MAGAZIN hat sich mit Gijs Werner, Strategic Marketing-manager bei TE Automation and Control, über die Ausrichtung des Unternehmens im Bereich HDC und über aktuelle Markttrends unterhalten.
Herr Werner, TE ist mit seinen Heavy-Duty-Steckverbindern global unterwegs. Wie bewerten Sie die unterschiedlichen Märkte aus technologischer Sicht? Welche Rolle spielt Deutschland?

Gijs Werner: Für uns ist es sehr interessant zu beobachten, welche Technologien sich in den einzelnen Märkten entwickeln und in welche Richtung die Trends gehen. Neben dem japanischen Markt ist vor allem Deutschland ein Technologietreiber. Hier finden die wegweisenden Entwicklungen statt. Nicht nur bei den Großfirmen, aber auch bei den kleineren Firmen, die oft in bestimmten Bereichen Innovation vorantreiben. Entsprechend hoch ist unsere Aufmerksamkeit in Bezug auf das hiesige Industriegeschäft, in dem wir uns ganz gezielt auf bestimmte Applikationen hin bewegen.

Können Sie dafür ein paar konkrete Beispiele nennen?

Werner: Zum Beispiel bei Spritzgussmaschinen oder im Schaltschrankbau. Dafür haben wir auf der SPS IPC Drives technische Lösungen für die Produktion von heute, aber auch schon für die Anforderungen von morgen gezeigt. Denn den Kunden reichen Standardprodukte heute oftmals nicht mehr. Sie fordern stattdessen Mehrwert, z.B. in Form von besonderer Qualität, wie die Einsätze unserer Dynamic-Reihe für Heavy-Duty-Steckverbinder.

Sprechen Sie auf diese Weise nur ausgewählte Industriebereiche an, oder sind Sie da ganz flexibel?

Werner: Generell kann man unseren Heavy-Duty-Steckverbinder in vielen Branchen einsetzen. Aber wir fokussieren uns auch auf bestimmte Marktsegmente, so beispielsweise den Bereich der industriellen Automatisierung – ein sehr anspruchsvoller Markt, weil es im Markt weltweit nur rund 20 Player gibt, die die Digitalisierung in der Industrie vorantreiben. Da ist das Spektrum im Maschinenbau, in dem unser Fokus auf Motion und Drives, Robotics oder Schaltschrankbau liegt, schon ein ganz anderes, mit tausenden von Herstellern. Aber auch hier gibt es Segmente wie die genannten Spritzgussmaschinen, in denen es nur 20 große Hersteller gibt. Zudem ist es ein ziemlich traditionelles und konservatives Segment, das man von neuen Ansätzen wie z.B. Hybridtechnik erst überzeugen muss.

Sie sprechen von Einkabellösungen?

Werner: Genau. Hybridkabel für die Übertragung von Signalen, Leistung und Industrial Ethernet liegen stark im Trend. Das kommt durch die Digitalisierung der Industrieautomatisierung, die eine Ausstattung mit intelligenten Steuereinheiten vorantreibt. Wobei Gerätehersteller schnelle und zuverlässige serielle Geräteanschlüsse fordern, die Platz und Zeit sparen.

Welche anderen Trends nehmen Sie im Markt wahr?

Werner: Wenn man den OEM-Markt betrachtet, dann ist die Automatisierung allgemein der Treiber schlechthin. Was hier entwickelt wird, beeinflusst die Maschinenbauer maßgeblich. Eine klar erkennbare Entwicklung ist, dass sich die Automatisierer immer stärker auf Software und Services konzentrieren. Das scheint das Geschäft der Zukunft zu sein und es wird den Markt ganzheitlich verändern.

Ist das auch wirklich ein Bedürfnis der Maschinenbauer? Werner: Ja, sie fragen zunehmend nach Hilfestellung – egal ob Engineering-Unterstützung oder Software-Bausteine. Und so gibt es auch kaum einen Anbieter von Automatisierungstechnik, der nicht in diese Richtung unterwegs ist.

Was bedeutet das für TE?

Werner: Auch wir entwickeln uns entsprechend. Aber man darf nicht vergessen, dass die Wertschöpfung noch in den Komponenten liegt. Deshalb haben wir unsere Kompetenz im Bereich der Integration von Sensorik im vergangenen Jahr stark erweitert. Das sehen wir als eine wichtige Voraussetzung, um unsere Produkte intelligent zu machen.

Also ein Schritt in Richtung Smart Factory?

Werner: Genau. Es geht um die künftige Intelligenz in den Komponenten der Kommunikation und Verbindungstechnik. Mit der richtigen Sensorik und Embedded-Elektronik lassen sich aus Steckverbindern dezentral Informationen über den Energieverbrauch oder den Maschinenstatus generieren. Womit wir wieder beim Thema Mehrwert für den Kunden wären.

Ist die Sensorik ein ganz neuer Bereich für Sie oder sammeln Sie dort schon länger Erfahrungen?

Werner: Einen Fokus legen wir auf das Thema, seit wir gezielt Kompetenzen im Bereich der Sensortechnik zugekauft haben.

Wie geht es weiter? Welche produkttechnischen Highlights schlummern bei TE in der Pipeline?

Werner: Ein weiterer Trend zeigt klar hin zu Kabeln für Industrial Ethernet mit weniger Adern. Deswegen wird unser 1-Pair-Ethernet in naher Zukunft ein großes Thema werden. Wir jedenfalls haben große Erwartungen in diese Technologie. Dass wir hier nicht falsch liegen, belegt das hohe Interesse unserer Kunden: Auf den vergangenen Messen bekam das 1-Pair-Ethernet von den Besuchern besondere Aufmerksamkeit. Ferner adressieren wir mit 1-Pair-Ethernet die Markttrends zu kleineren Steckverbindern, die speziell für den Industrieeinsatz designed werden, sowie optional als hybride Varianten genutzt werden können, um Leistung zu übertragen.

Herr Werner, vielen Dank für das Gespräch.

(mby)


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