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Dank Industrie 4.0 steht das nächste deutsche Wirtschaftswunder praktisch vor der Tür, so zumindest die Prognosen der Experten. Die Realität sieht derzeit leider noch anders aus.
Die vierte industrielle Revolution soll eine Vielzahl an neuen Arbeitsstellen schaffen und die Umsätze (deutscher) Unternehmen steigern. Allerdings ist der Glaube daran in großen Teilen der deutschen Wirtschaft noch nicht weit verbreitet. Laut einer Studie der Commerzbank bei großen mittelständischen Unternehmen, sieht derzeit nicht einmal jede fünfte Firma Potenzial für die eigenen Unternehmungen. Auch andere Untersuchungen zeigen, dass derzeit ca, zweidrittel der befragten Firmen sich (noch) überhaupt nicht mit dem Thema beschäftigen. Hochkonjunktur dank Industrie 4.0 haben derzeit ’nur‘ die Veranstalter entsprechender Seminare oder Berater, die hier für sich ein neues lukratives Geschäft entdeckt haben. Wenig hilfreich ist dabei auch, dass der Begriff extrem breit von den (Anbieter-)Firmen genutzt wird. So bekommt unsere Redaktion auch Pressemeldungen, in denen Produkte in Zusammenhang mit Industrie 4.0 gestellt werden, die – sagen wir es einmal so – uns bisher verborgen geblieben waren. Um sich besser positionieren zu können, wird sicherlich die neue Referenzarchitektur Industrie 4.0 helfen, die von verschiedenen Verbänden im Vorfeld der Hannover Messe (endlich) vorgestellt worden ist und als zukünftiges Koordinatensystem und Diskussionsgrundlage dienen soll. Interessant ist auch, dass laut einer Studie der International Data Corporation derzeit nur 5% der erfassten Daten letztendlich auch analysiert werden, d.h. 95% der Daten ungenutzt bleiben. Um die Möglichkeiten von ‚Big-Data-Analysen‘ und Condition Monitoring aufzuzeigen, haben wir daher in dieser Ausgabe einen entsprechenden Schwerpunkt für Sie am Ende des Heftes vorbereitet. Vielleicht sehen Sie das Thema danach mit anderen Augen und sind bereit, auch an Ihren Maschinen entsprechende Änderungen vorzunehmen. Das die Industrie 4.0 wichtig für die Industrie ist, bleibt unbestreitbar, aber statt Konzepten, sollte man sich derzeit lieber stärker mit entsprechenden Lösungen – die bereits vorhanden sind – beschäftigen und nicht mit theoretischen Diskussionen, was Industrie 4.0 eventuell in Zukunft sein könnte.
Viele Grüße aus Marburg
Dr.-Ing. Peter Ebert
Ressortleiter Bildverarbeitung,
Messtechnik & Sensorik
pebert@sps-magazin.de