VDA-Geschäftsführer Dr. Kurt-Christian Scheel

„Die Unternehmen sind der Aufgabe gewachsen“

Als globale Krise ist die Corona-Pandemie eine besondere Herausforderung für die Automobilindustrie. Der Absatz neuer PKW ging weltweit um 23 Prozent, in Europa sogar um 27 Prozent zurück. VDA-Geschäftsführer Dr. Kurt-Christian Scheel erläutert, wie sich die Branche gegen die Krise stemmt und dabei ihre Flexibilität unter Beweis stellt.
Bild: VDA Verband der Automobilindustrie e.V.

Unter der aktuellen Marktentwicklung leiden all unsere Mitgliedsunternehmen. Das sehen wir gerade bei den Zulieferern. Die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage, die wir unter unseren Mitgliedsunternehmen zur wirtschaftlichen Lage angesichts der Corona-Folgen durchgeführt haben, sprechen eine deutliche Sprache. 92 Zulieferunternehmen vom mittelständischen Betrieb bis zum international aufgestellten Konzern haben teilgenommen. Jeder zweite Zulieferer plant aufgrund der Belastungen durch die Pandemie zusätzlichen Personalabbau. Auch finanziell hat die Pandemie massive Auswirkungen auf viele Unternehmen. So geben 13 Prozent der Befragten an, dass die vorhandene Liquidität nur noch maximal drei Monate reicht. 38 Prozent der Zulieferer halten die Sofort- und Überbrückungshilfen von Bund und Ländern nicht für ausreichend.

Beispiellose Transformation

Für die kleinen und mittleren Zuliefererunternehmen in unserer Industrie gilt: Sie sind wichtige und verlässliche Arbeitgeber, sie sorgen in vielen Regionen maßgeblich für wirtschaftliche Stabilität. Und für viele dieser Zulieferer ist die Corona-Krise noch lange nicht ausgestanden. Sie befinden sich mitten in der größten Transformation der Geschichte der Automobilindustrie und müssen gleichzeitig die Folgen der Pandemie bewältigen. Selten zuvor waren die Herausforderungen so groß. Das bestätigen die Ergebnisse der Umfrage.

Europäische Unterstützung eilt

Wir sehen, dass weiterhin bei vielen Zulieferern die Kapazitäten nicht voll ausgelastet sind, dass es Kurzarbeit gibt und Personalabbau geplant ist. Die aktuelle Krise wird die Unternehmen noch Jahre beschäftigen. Das wird auch Auswirkungen auf die Transformation der Industrie haben. Die Neuzulassungszahlen bei E-Autos sind zwar in jüngster Zeit enorm gestiegen. Aber wie unsere Umfrage zeigt, profitieren viele Betriebe in der Automobilindustrie davon nicht. Die geplanten Fördermittel und Unterstützungen aus dem bereits beschlossenen Konjunkturpaket müssen daher nun schnell fließen, je nach der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie müssen gegebenenfalls sogar weitere Maßnahmen folgen. Das gilt vor allem auch auf europäischer Ebene. Die EU braucht eine starke Automobilindustrie, um Beschäftigung, Wachstum und Wohlstand in Europa zu halten.

Flexibel in der Krise

Zwar hat die Krise unsere Industrie hart getroffen. Doch unsere Unternehmen haben auch bewiesen, wie flexibel sie sind. Sie haben schnell auf die Ausbreitung des Virus‘ reagiert und dabei Benchmarks in der Pandemiebewältigung und dem Infektionsschutz gesetzt. Der Mittelständler genauso wie der global aufgestellte Großkonzern. Dabei haben sie nicht nur auf sich selbst geschaut, sondern auch andere Bereiche unterstützt. Dazu gehören die Produktion und Bereitstellung von Schutzausrüstung etwa Desinfektionsmittel, Schutzhandschuhen und Mund-Nase-Bedeckungen. Viele Mitgliedsunternehmen haben zudem Produktions- und Logistikkapazitäten für Medizintechnik zur Verfügung gestellt. Sie haben ihren Beitrag zur Pandemie-Bekämpfung geleistet.

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