Auf Expansionskurs in Europa:

Auf Expansionskurs in Europa:

„Marktanteile in fast jedem
europäischen Land gewonnen“

Rockwell Automation will in den kommenden zwei Jahren mehr
Innovationen vorstellen als in den vorangegangenen vier.

Seit dem 1. April diesen Jahres ist Thomas Donato der neue EMEA-Präsident von Rockwell Automation. Zuvor leitete er das kanadische Geschäft für den Konzern. Wir hatten ca. 100 Tage nach seinem Amtsantritt die Gelegenheit zu einem Interview mit ihm, in dem er uns von der Strategie des Unternehmens in Europa, über bestehende und kommende Produkte sowie über die Industrie-4.0-Angebote des Unternehmens berichtete.

In welchem Zustand übernehmen Sie Rockwell Automation in Europa und was sind Ihre Ziele?

Thomas Donato: Rockwell Automation steht heute sehr gut da. Wir konnten in den letzten sechseinhalb Jahren Marktanteile in fast jedem europäischen Land gewinnen. Mit der Einführung von verschiedenen Technologien und neuen Produkten, wie z.B. unseren Midrange-Produkten, haben wir gerade in diesen Bereichen sehr starke Marktanteile gewinnen können. Der andere Bereich, in dem wir immer punkten können, ist der Bereich der Frequenzumrichter. Mit diesen Produkten gewinnen wir sehr viele neue Kunden innerhalb von Europa.

Welche Rolle spielt denn der europäische Markt im Rockwell-Automation-Konzern?

Donato: Aus globaler Sicht ist Europa nach wie vor der größte Automationsmarkt weltweit und daher sehr relevant. Der zweite Punkt ist die sehr große Anzahl von Maschinen- und Anlagenbauern, die ihre Lösungen weltweit exportieren. Das ist für uns eine sehr wichtige Zielgruppe von Kunden, die auf Basis unserer skalierbaren Lösungsplattform weltweit wettbewerbsfähige Produkte anbieten. Punkt drei: Der Endkundenmarkt ist größer als der Maschinen- und Anlagenbauermarkt in Europa und das ist die zweite große Zielgruppe, auf die wir uns in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika fokussieren.

Wie unterstützen Sie den Kunden jetzt in Europa?

Donato: Mit fast 5.000 Mitarbeitern in EMEA und einem großen Partnernetzwerk sind wir bestens aufgestellt, arbeiten z.B. eng mit Distributoren, Systemintegratoren und Solutionprovidern zusammen. Wir nutzen gezielt Prozesse und Programme, die dafür sorgen, dass diese Partner mit Informationen immer auf dem Laufenden gehalten werden. Zudem haben wir selbst fokussierte Vertriebsgruppen und Mitarbeiter, die im technischen Bereich sehr stark sind und sich auf bestimmte Industrien konzentrieren. Beispielsweise haben wir Mitarbeiter, die auf Endkunden oder Maschinen- und Anlagenbauer spezialisiert sind. Unsere Technical Consultants sind stark auf spezielle Industrien fokussiert, weil wir glauben, dass eine profunde Kenntnis der Branche unserem Kunden viel Mehrwert bringt. Ein Anwender, der eine Maschine mit 100 Servoachsen baut, hat andere Anforderungen, als ein Kunde in der Prozessindustrie, bei dem es eher darauf ankommt, dass es keine Unterbrechungen in der Produktion gibt. So können wir unseren Kunden dabei helfen, eine passende und effiziente Automatisierungslösung zu entwickeln, mit der auch sie sich immer weiter verbessern können.

Welcher der zwei Bereiche, also OEMs oder Endanwender, macht denn den größeren Bereich in Ihrem Europa-Geschäft aus?

Donato: Das teilt sich in etwa hälftig, wenngleich man sagen muss, dass dies von Land zu Land unterschiedlich ausfällt.

Seit geraumer Zeit spielt die Messung von OEE-Zahlen eine wichtige Rolle in den Unternehmen. Ist dies auch ein Wachstumstreiber?

Donato: Das ist sicherlich im Bereich unseres Software-Portfolios ein wichtiger Faktor. Auf dieser Basis können die Betreiber herausfinden, wo beispielsweise unnötige Kosten entstehen oder Ausschuss produzieren, um dann mit gezielten Maßnahmen und Investitionen ihre Gesamtperformance zu steigern.

Ich möchte noch einmal auf das Thema Ihrer Midrange-Steuerungen zurückkommen. Wie wird diese Automatisierungsplattform in Europa angenommen?

Donato: Wenn man die Automatisierungs- oder Steuerungstechnik global betrachtet, dann sind wir im Bereich der größeren Controller weltweit Marktführer. Das war einer der Gründe, warum wir uns stark darauf konzentriert haben, den mittleren Bereich stärker auszubauen. Dabei haben wir neue Features und Verbesserungen, die wir als Feedback bekommen hatten, in der Lösung umgesetzt. Der europäische Markt stellt hohe Anforderungen an die Kompaktheit einer Lösung. Auch das konnten wir mit den Midrange Controllern umsetzen. Beides hat dazu geführt, dass viele Kunden nun die Lösung aus einer Hand schätzen und ihre Anwendung auf Basis unseres skalierbaren Automatisierungsbaukastens umsetzen. Dadurch wachsen wir um ein Vielfaches mit diesen Produkten. Das führt aber auch dazu, dass viele periphere Produkte, wie z.B. Motion, Frequenzumrichter, Visualisierungsprodukte, dann mit im Bundle verkauft werden. Auf der Automation Fair und der SPS IPC Drives werden wir übrigens einige neue Produkte in verschiedenen Bereichen vorstellen, viele Innovationen, die unseren Kunden neue Möglichkeiten eröffnen. Innerhalb der nächsten zwei Jahre werden wir mehr neue Produkte auf den Markt bringen, als wir in den letzten vier Jahren eingeführt haben. Und das waren ja schon eine ganze Menge.

Ein gut gehütetes Geheimnis ist die Tatsache, dass Rockwell Automation vermutlich das größte skalierbare Safety-Portfolio besitzt. Das ist doch eigentlich ein Thema, das auf dem europäischen Markt sehr hilfreich ist?

Donato: Europa hat sicherlich als Region die Führerschaft in Bezug auf die Anforderungen an die Sicherheitstechnik. Es setzt die Trends und wir haben als Rockwell Automation den Anspruch, im Bereich Sicherheitstechnik den höchsten Standard und auch die beste Lösung anzubieten. Was man aber auch sieht, ist ein ganz klarer Trend in anderen Regionen der Welt, egal, ob Sie jetzt nach Nordamerika oder nach Asien schauen, die Sicherheit für den Mitarbeiter und die Maschinen zu erhöhen. Damit gleichen sich die Anforderungen global an das an, was in Europa heute schon gefordert ist. Man kann davon ausgehen, dass in den nächsten zehn Jahren der Standard weltweit so hoch ist, dass es kaum noch regionale Unterschiede gibt.

Sie bieten im Bereich Safety Lösungen vom einzelnen Produkt über steuerungsintegrierte Lösungen bis hin zu vernetzten Systemen. Das ist wenig bekannt, oder?

Donato: Das ist eine unserer Herausforderungen in Europa, dass viele Anwender unsere Safety-Lösungen nicht im Detail kennen. Aber daran arbeiten wir, indem wir darauf hinweisen, dass unsere Plattform offen ist, dass unsere Sicherheitslösungen integriert sind, dass selbst in einem Frequenzumrichter von Rockwell Automation das Thema Sicherheit integriert ist; Gleiches gilt auch für unsere Motion Controller, beispielsweise bezüglich der Überwachung des Drehmomentes und anderen Funktionalitäten. Darüber hinaus haben wir Sicherheitsschalter, Lichtgitter und andere Sicherheitskomponenten, das breiteste Spektrum innerhalb einer Firma.

Welche Rolle spielt Ethernet/IP für den Erfolg von Rockwell Automation?

Donato: Mit Ethernet/IP haben wir einen der weltweit führenden Kommunikationsstandards für die Automatisierungstechnik entwickelt. Anwender schätzen seine Schnelligkeit, seine Offenheit und die Durchgängigkeit, die ich damit erreichen kann. Die sehr frühe Einführung dieses offenen Standards in unsere Produkte hat uns einen klaren Wettbewerbsvorteil verschafft. Heutzutage sind mehr als 50 bis 60 Prozent unserer Produkte Ethernet enabled und der Trend ist ganz klar, dass mittelfristig mehr und mehr Produkte in das Netzwerk eingebunden sind. Ganz im Sinne eines ‚Internet of everything‘.

Industrie 4.0 ist derzeit eines der Schlagworte, in den USA gibt es ähnliche Aktivitäten. Wie verhält sich Rockwell Automation in diesem Wettbewerb?

Donato: Fast jedes weit entwickelte Land, ob das jetzt Deutschland, Frankreich, USA, Kanada usw. ist, hat seine eigenen Maßnahmen und Programme für Produktionsverbesserungsstandards. Immer basiert die Idee darauf, die Produktion smarter zu machen, eben: Smart Manufacturing. Wir unterstützen unsere Kunden dabei, die notwendigen Informationen innerhalb eines Produktionswerkes zur Verfügung zu stellen. Diesen Vorteil bieten wir allerdings schon seit vielen Jahren. Aus meiner Sicht ist das Thema Industrie 4.0 mehr als ein technisches Thema, bei dem es auch viel um den Faktor Mensch in der Arbeitswelt geht. Reduziert man es auf eine rein technische Sicht, glaube ich, dass wir bei Rockwell Automation schon seit Jahren Smart Manufacturing leben und implementieren. Lassen Sie mich dafür ein Beispiel geben: Wenn Sie unsere Lösungen wie PlantPax oder FactoryTalk betrachten, dann sind alle Lösungen komplett durchgängig. Das ist ein immenser Vorteil, wenn Sie Informationen von einem Sensor benötigen und diese Informationen dann im MES oder einer Visualisierung zur Verfügung stellen wollen oder eben auch anderen Plattformen wie in ERP-Systemen. Das machen wir schon seit Jahren. Ich glaube, dass die Strategien in den verschiedenen Ländern nicht unbedingt im Wettbewerb stehen, weil sie am Ende des Tages dasselbe Ziel haben. Unser Ziel als Unternehmen ist es, unsere Kunden effizienter zu machen und erfolgreicher. Und ich denke, das ist auch das Ziel der Strategie hinter Industrie 4.0.

Dafür müssen die Systeme allerdings sicher sein.

Donato: Das ganze Thema Cyber Security ist ein spannender Aspekt in diesem Zusammenhang. Wir glauben, dass wir an dieser Stelle sehr gut aufgestellt sind, arbeiten strategisch mit Cisco, Microsoft und Panduit zusammen. Wir sind überzeugt davon, dass wir unseren Kunden eine sehr sichere Lösung anbieten, und investieren kontinuierlich in diesem Bereich. Denn gerade wenn es um das Thema Cloud-Lösungen geht, ist die Cyber Security ein sehr relevantes Thema. Und da geht schließlich die Reise hin! (kbn)


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