All-in-One-Lösung für elektrische Anlagen


Flexibel im Akku-Betrieb

Als einziges Gerät seiner Klasse kann der Profitest Prime bei fehlender Stromversorgung auch per Akku betrieben werden. Die Ladekapazität reicht für bis zu tausend Messungen und erleichtert das schnelle und flexible Arbeiten ohne Verlängerungskabel auch in abgelegenen Anlagenbereichen. Das Prüfgerät wird mit Messkoffer und Messkabel ausgeliefert. Zusätzlich bietet Gossen Metrawatt verschiedene Messsonden mit auswechselbaren Prüfspitzen, Messzangen, kombinierte Temperatur/Feuchte-Sensoren und weiteres Equipment für die sichere Profitest-Prüfung an. Attraktive, auf typische Anwendungsfelder zugeschnittene Paketlösungen mit passendem Zubehör runden das Angebot ab. n

Herr Roick, worauf kommt es beim Thema Anlagenprüfung grundsätzlich an?

Michael Roick: Die Prüfung zur Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen in Maschinen und Schaltanlagen ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit. Neben den geltenden Normen, Richtlinien und Verordnungen sind gegebenenfalls auch das Produktsicherheitsgesetz sowie die Produkthaftung und viele weitere Aspekte zu beachten. Oberstes Gebot bei Prüfungen ist aber immer der GMV: also der gesunde Menschenverstand. Das gilt für die Wahl der geeigneten Messverfahren und ebenso für die Interpretation der Messgrößen. Ausgehend von einer Gefährdungsbeurteilung müssen dabei alle technisch machbaren Messungen vorgenommen und lückenlos dokumentiert werden. Wenn einzelne Messverfahren – beispielsweise aufgrund von FU-Erdschlusserkennung – nicht durchgeführt werden können, genügt es nicht, sie für technisch unmöglich zu erklären. Man muss begründen, warum eine Messung nach dem Stand der Technik nicht erfolgen konnte, und welche Prüfverfahren stattdessen eingesetzt wurden. Vielfach gibt es nämlich Alternativen, wie im genannten Fall die Messung der Durchgängigkeit von Schutzleitern, um aussagekräftige Prüfresultate zu erhalten.

Was bedeutet das für die Produktentwicklung?

Roick: Unsere Devise lautet, nur solche Messverfahren zu implementieren, die sich als sinnvoll und zukunftsweisend bewähren. Wesentliche Impulse für die Konstruktion von Mess- und Prüftechnik kommen aus der Praxis: Denn im direkten Kundenkontakt erfahren wir, was die Prüftechniker vor Ort wirklich benötigen. Bei Kundenbesuchen, aber auch durch unsere Schulungen und während der Produkterprobung im Feld werden die konkreten Erfordernisse klar. Was den Profitest angeht, wurde uns von Anlagen- und Maschinenbauern, Energieerzeugern und anderen Branchen gesagt: Entwickelt ein Prüfgerät, mit dem sich alle sicherheitsrelevanten Messungen einfach, sicher und zuverlässig durchführen lassen. Daher lag unser Augenmerk von Anfang an auf Sicherheit und Technik. Wir haben uns viel Zeit genommen, um die Messtechnik zu optimieren und neue Messverfahren einzuführen. Auf diese Weise ist uns ein echter Technologiesprung in der Prüftechnik gelungen, denn als einziger Anbieter haben wir nun ein Prüfgerät im Programm, mit dem erstmals sowohl in 690V AC- als auch in 800V DC-Netzen geprüft werden kann. Weil sich damit außerdem Spannungen bis 1.000V AC / 1.000V DC messen lassen, reicht jetzt ein einziges Gerät, um neben Schaltschränken, Maschinen und Industrieanlagen auch die elektrische Sicherheit von Photovoltaik- und Windkraftanlagen sowie Ladestationen für die Elektromobilität gemäß DIN EN61851 zu testen. Unsere Kunden sparen also Zeit und Geld, da sie keine zusätzliche Messtechnik wie Isolationsmessgeräte und Hochspannungstester mehr benötigen.

Welche neuen Messverfahren wurden dafür integriert? Roick: Mit dem Profitest Prime ist es erstmals überhaupt möglich, Schleifenmessungen mit RCDs des Typs B durchzuführen. Diese allstromsensitiven Fehlerstromschutzschalter werden bevorzugt an Frequenzumrichtern zur Regelung elektrischer Maschinen verbaut. Anders als solche des Typs A fahren sie bei Gleichfehlerströmen nicht in die Sättigung, sondern bleiben betriebsbereit. Allerdings verhindern sie damit auch die Messung der Schleifenimpedanz. Deshalb hat insbesondere der Maschinen- und Anlagenbau auf eine Methode gedrängt, mit der sich Schleifenmessungen in mit Typ B-Schutzschaltern abgesicherten Netzen durchführen lassen. Durch ein kombiniertes Verfahren ist es uns nun als weltweit einzigem Anbieter gelungen, dafür Messwerte mit höchster Genauigkeit zu ermitteln. Eine weitere messtechnische Besonderheit ist der Pulsbrennbetrieb. Gerade Maschinenbauer brauchen das, denn dieser Modus erleichtert das Troubleshooting bei Leitungsschäden erheblich. Es handelt sich um eine gepulste Dauermessung, mit der sich zum Beispiel Isolationsschäden in Kabelketten einfach auffinden lassen. Auf Anfrage führender Automobilhersteller haben wir zudem eine Messfunktion entwickelt, um ISO-Wächter bis 690V und RCDs des Typs B bis 440V in IT-Netzen zu testen und damit etwa die Funktionssicherheit der Ansteuerung von Schweißrobotern zu prüfen.

Für welche anderen Anwender gibt es noch Sonderfunktionen?

Roick: Der Profitest Prime hat mehr als 50 Funktionen, die über 20 verschiedene Prüfaufgaben abdecken. Zusätzlich bieten wir zwei um den Hochspannungsbereich erweiterte Geräteausführungen an, mit denen unter anderem Schaltanlagenbauer sowie Stadtwerke und Energieversorger die elektrische Sicherheit bis 2.500V AC bzw. 5.000V DC prüfen können. Im Niederspannungsbereich reicht der Messumfang von der Schutzleiterprüfung bis 25A über die RCD-Prüfung, die Schleifen- bzw. Netzinnenwiderstandsmessung und die Isolationsüberwachung bis zur Messung von Restspannung, Ableit- und Berührströmen. Zum Schutz der Kommunikationstechnik bieten wir für Isolationsmessungen seit Langem standardmäßig Vorprüfungen mit Rampe an. Die wichtigste Messung ist und bleibt jedoch die Niederohmmessung für die Durchgängigkeit des Schutzleiters. Dazu muss alles, was mit dem Schutzleiter verknüpft ist, geprüft werden. Dementsprechend ist die Messung des Widerstandes aller leitfähigen, berührbaren Teile im Maschinenbau weit komplizierter und umfangreicher als beispielsweise für Hausanlagen. In einer geöffneten Maschine stößt man schnell auf hunderte von Messpunkten, die in eine normgerechte Prüfung einbezogen werden müssen.

Wie lassen sich Prüfabläufe und Dokumentation optimieren?

Roick: Um das zu vereinfachen, ist der Profitest bereits mit unserer neuen Windows-basierten Software ausgestattet. Damit können Anwender einzelne Prüfblöcke unterschiedlichen Messgeräten zuweisen und alle Resultate einfach per Mausklick zu einer Gesamtdokumentation zusammenführen. Für die Durchführung lückenloser Prüfabläufe und deren Dokumentation haben wir unsere ohnehin sehr detaillierte Prüfstruktur jetzt soweit vertieft, dass sie bis zum Potenzialausgleich und selbst den Erdern reicht. Sämtliche Messpunkte können in einer einheitlichen Anlagenstruktur bestimmt, bezeichnet und im Prüfprozess Schritt für Schritt abgearbeitet werden. Für jeden Bereich lassen sich Sequenzen festlegen, im Prüfgerät abspeichern und vom Gerätedisplay ablesen, um sicherzugehen, dass keine Messung vergessen wird. Die einzelnen Werte werden automatisch den definierten Messpunkten zugeordnet und für die vollständige Dokumentation der Anlagenprüfung bereitgestellt. Um messtechnisch stets auf dem aktuellen Stand zu sein, lässt sich die Gerätesoftware über eine integrierte USB-Schnittstelle updaten. Updates und neue Softwaremodule werden auf unserer Website zum Download bereitgestellt. Einmal abgespeicherte Prüfsequenzen stehen für Wiederholungsprüfungen jederzeit wieder zur Verfügung. Nach DIN VDE0105-100 muss ja spätestens alle vier Jahre eine Wiederholungsprüfung durchgeführt werden. Bei Ladesäulen sind nach den Technischen Regeln für die Betriebssicherheit, TRBS1201, deutlich kürzere Intervalle von einem oder einem halben Jahr vorzusehen. Maschinen im Dauerbetrieb sollten erfahrungsgemäß jährlich eine Wiederholungsprüfung durchlaufen.

Wie kann ich eigentlich sicher sein, dass mein Prüfgerät sicher ist?

Roick: In der Prüftechnik zählt Sicherheit immer doppelt: Um die elektrische Sicherheit zu prüfen, muss zu allererst die Betriebssicherheit des Prüfgerätes gewährleistet sein. Es dürfen nur Prüfgeräte verwendet werden, die der DIN EN61557 (VDE0413) entsprechen. Außerdem sind die für den Arbeitsschutz maßgeblichen Messkategorien einzuhalten. Ein einfaches Multimeter oder einen nach IEC61010-1 unter die Messkategorie CAT II fallenden Maschinentester darf ich nicht zur Messung in Schaltschränken einsetzen. Dafür braucht es professionelle Prüftechnik, die – wie unser Profitest – CAT III- oder CAT IV-geschützt ist. Deshalb haben wir den Profitest-Prime AC mit integrierter Hochspannungsprüfung bis 2.500V AC, 500VA mit spezieller Sicherheitstechnik ausgestattet. Mit diesem Gerät lässt sich nur mittels Schlüsselschalter, Signallampe, Notaus-Schalter und der gleichzeitigen Betätigung beider HV-Pistolen prüfen. Die Anschlüsse für Signal- und Not-Halt-Module sind überlistungssicher ausgeführt. Kodierte Stecker verhindern, dass die nur bei Zweihandbedienung auslösenden Hochspannungspistolen falsch angeschlossen werden. Außerdem verfügen alle Profitest-Geräte über kodierte Anschlüsse für die Messsonden. Und Bedienfehler zu vermeiden, ist natürlich auch ein Sicherheitskriterium. Daher sind alle gängigen Funktionen über unseren bewährten Drehschalter einstellbar.

Herr Roick, geben Sie uns zum Schluss noch einen Ausblick: Wohin entwickelt sich die Mess- und Prüftechnik?

Roick: Der ganze Bereich des Maschinenbaus und die Elektrotechnik insgesamt befinden sich im Wandel, weil immer mehr DC-Netze eingerichtet werden. Diese Entwicklung wird auch durch die Elektromobilität beschleunigt. Nehmen wir zum Beispiel den Ladevorgang von Fahrzeugbatterien: Dabei fließen mehrere Hundert Volt und Ampère, um die Ladezeiten möglichst kurz zu halten. Schon bei einigen Volt kann es allerdings für den Laien gefährlich werden, wenn beispielsweise die Isolation beschädigt ist. Einen anderen kritischen Bereich stellen auch hohe Belastungen des Neutralleiters durch die eingesetzte LED-Beleuchtung dar. Daraus ergeben sich neue Herausforderungen für die Prüftechnik.


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