Blockchain, KI und IoT in der Supply Chain

Mit digitalen Technologien Lieferketten resilienter machen

Bild: ©Shutter B/stock.adobe.com

Die Wertschöpfung unserer Volkswirtschaft findet zu insgesamt 17 Prozent über globale Wertschöpfungsketten statt, sagt das Ifo-Institut aus München in seiner Broschüre über ‚Covid-19 und die Industrie‘. In der heißt es auch, dass Deutschland stärker als andere europäische Länder in internationale Lieferketten eingebunden sei. Die Corona-Pandemie hat diese Lieferketten im vergangenen Jahr stark unter Druck gesetzt, so dass viele Unternehmen aufgrund fehlender Lieferungen ihre Produktion nicht aufrechterhalten konnten. Aber Corona ist nicht der einzige Grund für diesen Druck, schreibt das Institut: „Bereits vor Corona haben die Einschränkungen in der Außenwirtschaft durch Abschottungstendenzen und Handelskonflikte zugenommen.“ Zudem sorgen unvorhersehbare Ereignisse für Unterbrechungen in der Supply Chain, die gleich große Teile der Weltwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen. Bestes Beispiel dafür ist die sechstägige Blockade des Suezkanals durch das Containerschiff ‚Ever Given‘ im März dieses Jahres. Und obwohl das Containerschiff seine Fahrt nach ausgiebigen Verhandlungen inzwischen fortsetzen durfte, sind die Auswirkungen der Havarie bis heute zu spüren: Preise stiegen damals sprunghaft an und sind immer noch nicht auf dem Niveau vor der Blockade angelangt. Und auch aktuell haben beispielsweise Autobauer mit Materialmangel und Lieferengpässen aufgrund der anhaltenden Chipkrise zu kämpfen.

Technologie hilft in der Krise

Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus derartigen Ereignissen ist, wie hilfreich in einer Krise der verstärkte Einsatz von Technologien sein kann. Homeoffice ohne Vernetzung, ohne einfach einzusetzende Tools für Videokonferenzen und kollaboratives Arbeiten hätten die Folgen des Teil-Lockdowns durch die Pandemie in vielen Unternehmen und Branchen sicher deutlich verschlimmert. Auch entlang der Lieferketten haben Technologien ihren Nutzen unter Beweis gestellt: Künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge (IoT), aber auch die Blockchain. Dies gilt auch für die Zeit nach der Krise.

Problem: Mangelde Transparenz

Eines der größten Probleme der Lieferketten ist ihre mangelnde Transparenz. Solange die Versorgung mit Vorprodukten und Rohstoffen reibungslos funktioniert, ist das wenig spürbar. Aber wenn es hakt, dann fällt diese Intransparenz besonders auf: Wenn die Frage nach der Herkunft einzelner Lieferungen nicht beantwortet werden kann, dann ist es auch nicht ohne Weiteres möglich, für Ersatz zu sorgen. Das Prinzip der Distributed Ledger genannten Technologie, die hinter der Blockchain steckt, könnte hier Abhilfe schaffen, wenn sich alle Stakeholder entlang der globalen Lieferkette dazu verpflichten würden, ihre Waren, Dienstleistungen, Teil- oder Vorprodukte und Rohstoffe dort lückenlos und fälschungssicher zu dokumentieren. Eine lückenlos dokumentierte Lieferkette wäre auch im Sinne des erst im Juni dieses Jahres vom deutschen Bundestag verabschiedeten Lieferkettengesetzes, mit dem die Bundesregierung die Einhaltung grundlegender Menschenrechtsstandards wie das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit kontrollieren möchte. Dafür tragen nicht zuletzt Unternehmen innerhalb der Lieferkette Verantwortung: „Sie müssen dafür Sorge tragen“, heißt es dazu auf der Webseite des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, „dass in ihren Lieferketten die Menschenrechte eingehalten werden“. Die Blockchain kann auch dazu beitragen, schwer kontrollierbare Passier- und Lieferscheinsituationen sowie deren vertragliche Ausführung nachvollziehbar und nicht manipulierbar zu machen, und das in Echtzeit. Damit werden selbst Verträge in digitaler Form unveränderbar und transparent für alle abgespeichert – unabhängig von den unterschiedlichen dafür eingesetzten Technologien, solange sie mit der Blockchain kommunizieren können. Voraussetzung für den Einsatz der Blockchain ist die Digitalisierung sämtlicher Prozesse innerhalb der internationalen Lieferketten. Das Bild vom schwächsten Glied, das eine Kette zum Reißen bringt, stimmt hier: Die lückenlose Nachverfolgung kann nur gelingen, wenn alle Informationen digital vorliegen. Wenn auch der letzte Schritt in die Blockchain relativ problemlos möglich ist; der Einstieg in die Digitalisierung und die aufgrund der großen Datenmengen auch notwendige Automatisierung von Prozessen verlangt nach nichts weniger als der digitalen Transformation eines Unternehmens.

Mit KI und IoT Krisen vorbeugen

Automatisierung ist zudem eine unverzichtbare Voraussetzung für den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Lieferkette. Und auch hier gilt: Valide Unterstützung durch KI, etwa bei der Vorhersage von Ausfällen und Krisen entlang der Wertschöpfungskette, ist nur dann möglich, wenn die Daten digital vorliegen. Hier kommt auch das Internet of Things ins Spiel. Es gibt Unternehmen die Möglichkeit, analoge Teile der Wertschöpfungskette – Maschinen, Anlagen oder Fuhrparks z.B. – über Sensorik zu vernetzen und die Daten für die Auswertung durch künstliche Intelligenz zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören beispielsweise auch Informationen zum Zustand eines Containers, der irgendwo auf den Weltmeeren unterwegs ist. IoT-Technologien können verlässliche Informationen bereitstellen, wie es um die Ware im Inneren bestellt ist. Gerade angesichts der langen Lieferzeiten auf dem Seeweg, sind frühzeitige Informationen über mögliche Schäden am Liefergut von großer Bedeutung.

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