Industrie 4.0 wird wichtiges Thema auf der SPS IPC Drives

Industrie 4.0 wird wichtiges Thema auf der SPS IPC Drives

Vom 24. bis 26. November findet die SPS IPC Drives in Nürnberg statt. Über 1.600 Aussteller aus dem In- und Ausland, darunter alle Key Player der Branche, werden erwartet. Das gab der Veranstalter Mesago anlässlich einer Pressekonferenz bekannt. Wir sprachen mit Messechefin Sylke Schulz-Metzner sowie dem Vorsitzenden des Ausstellerbeirates Dr. Peter Adolphs über die besonderen Highlights sowie die zukünftige Ausrichtung der Messe – auch im Hinblick auf die erweiterten Themenbereiche der Industrie 4.0.

Zunächst die Frage: Wieviele Aussteller kommen in diesem Jahr und was können die Besucher diesmal erwarten?

Schulz-Metzner: Die SPS IPC Drives 2015 wird wieder eine Messe mit einem umfassenden Überblick über den Markt sein. Mehr als 1.600 Aussteller ermöglichen es dem Besucher, sich im Detail zu informieren, kompetente Beratung auf den Ständen zu bekommen und genau das zu finden, was er auch für seine Automatisierungsaufgaben sucht. Die konkrete Problemlösung ist nach wie vor eines der wichtigsten Anliegen unserer Besucher.

Welche Highlights und Sonderveranstaltungen wird es geben?

Schulz-Metzner: Das Thema Industrie 4.0 und die Industrie 4.0 Area, die wir zu diesem Thema ins Leben gerufen haben, ist eine der zentralen Veranstaltungen. Dazu wird es verschiedene Gemeinschaftsstände geben, zum einen zum Thema ‚Automation meets IT‘, wo Industrie 4.0 aus Sicht der Automatisierer beleuchtet wird. Wir haben einen Gemeinschaftsstand – die Smart Factory – mit Komponenten von verschiedenen Herstellern, auf dem die Vernetzung gezeigt wird. Außerdem bieten wir einen Gemeinschaftsstand ‚MES goes Automation‘ und darüber hinaus noch ein Forum, das zum Thema ‚Automation meets IT‘ ins Leben gerufen wurde, um dem Maschinenbauer konkrete Lösungsansätze und Vorteile aufzuzeigen. Zudem veranstaltet der VDMA auch in diesem Jahr wieder einen Gemeinschaftsstand zum Thema industrielle Bildverarbeitung, wo sich Unternehmen präsentieren können, die einfache Lösungen und Komponenten anbieten, die in Maschinen eingebaut werden können.

Welchen Einfluss hat das Thema Industrie 4.0 auf die Veranstaltung?

Dr. Adolphs: Ich denke, es hat schon einen großen Einfluss, weil es momentan überall diskutiert wird. Inzwischen ist das Thema bei den Maschinenbauern soweit angekommen, dass sie sich zumindest die Frage stellen, was sie konkret tun können, um sich in diese Richtung zu entwickeln. Und ich glaube, dass diese Besucher schon mit den entsprechenden Fragen und dem Interesse auf die Messe kommen. Bislang ist viel über Industrie 4.0 als System oder als Philosophie geredet worden, aber es sind noch wenig konkrete Produkte am Markt. Das wird sich jetzt so langsam ändern. Es werden mehr und mehr konkrete Dinge gezeigt und dabei soll auch die Area ‚Automation meets IT‘ helfen, die Frau Schulz-Metzner gerade erwähnt hat. Hier stellen wir Use-Cases vor, die zeigen, wie solche Komponenten in einer Vernetzung benutzt werden können und was für Vorteile daraus entstehen.

Schulz-Metzner: Es war auch dem Ausstellerbeirat, der das Thema angestoßen hat, wichtig, dass auf diesem Gemeinschaftsstand ‚Automation meets IT‘ nicht wieder Poster und Ankündigungen hängen, sondern erste Implementierungen oder Produkte, die greifbar sind und zeigen, wie man Industrie 4.0 gestalten kann. Damit das Thema einfach fassbarer und greifbarer wird und nicht nur auf der großen Bühne diskutiert wird. Wir zeigen dem Anwender klare Vorteile für seine Applikation. Das ist eines der Hauptanliegen, warum das Thema auch als ‚Automation meets IT‘ adressiert wird.

Mit dem Thema Industrie 4.0 werden auch IT-Verantwortliche im Unternehmen angesprochen. Wird dies zunehmend auch eine Zielgruppe für die SPS IPC Drives?

Dr. Adolphs: Ich denke, der Anspruch, der wäre zu hoch. Dann müsste man sich ausschließlich diesem großen Thema widmen. Es ist natürlich so, dass sich die IT-Verantwortlichen stärker angesprochen fühlen, in dem Moment, in dem ich Industrie-4.0-Applikationen aufbaue, die ja besonders dadurch gekennzeichnet sind, dass alle Systeme eines Unternehmens stärker miteinander vernetzt und verzahnt sind. Vielleicht werden sie auf diese Weise auch zu neuen Besuchern – aber eben unter dem Aspekt beispielsweise: ‚Was tue ich in meiner Fabrikhalle für die Sicherheit?‘

Das heißt in der Nomenklatur der SPS-Welt könnte dann auch so etwas wie IT-Security und produktionsnahe IT-Security auftauchen?

Dr. Adolphs: Das wäre durchaus denkbar, ja.

Dr. Adolphs, können Sie uns ein Beispiel geben? Eigentlich handelt es sich ja bei Industrie 4.0 um eine Methode, ein Konzept, eine Vorgehensweise der Produktion. Wie kann man so was denn in einem Produkt darstellen?

Dr. Adolphs: Nehmen wir als Beispiel einen Sensor: Eine Möglichkeit, die Industrie 4.0 bietet, ist es, einen Sensor unmittelbar an die Cloud anzuschließen. Das bedeutet auf der anderen Seite, dass ich mit anderen Software-Systemen über die Cloud wieder auf den Sensor zugreifen kann. Das ist eine neue Verbindung. In der klassischen Automatisierungspyramide hängt der Sensor an der SPS und wenn ich den Sensor mit anderen Software-Systemen ansprechen möchte, muss ich über die SPS gehen. Das ist jetzt nicht mehr notwendig, weil die sich über die Cloud direkt unterhalten können. Genau so eine Applikation werden wir auch zeigen, in der unsere Sensoren an der Cloud hängen, wo eine MES-Software an der Cloud hängt und wo sich diese Software unmittelbar ihre Daten aus dem Sensor holt. Das ist zunächst mal ein sehr einfacher Use Case, aber man kann sich diesen Use Case sozusagen dupliziert vorstellen. Wir haben einen Kunden, der das dafür nutzt, den Füllstand in großen Müllbehältern zu überwachen und die Müllfahrzeuge entsprechend zu koordinieren. Jeder Müllbehälter hat so einen Füllstandssensor, der mit der Cloud verbunden ist und den aktuellen Füllstand weitergibt. Über die Cloud werden die Müllfahrzeuge schließlich dort hingeschickt, wo die Mülltonne entsprechend voll ist. Das zeigt, dass hier sehr einfach, weil ohne eine große Automatisierungstechnik vor Ort, durch eine reine Cloud-Software ein Automatisierungssystem entsteht, das verteilt über eine ganze Stadt oder Region funktioniert. Das ist schon eine neue Qualität, weil es extrem schwierig wäre, das mit klassischer Technologie umzusetzen.

Frau Schulz-Metzner, Sie veranstalten die Mutter aller SPS-Messen in Nürnberg, machen aber sehr erfolgreich auch Auslandsveranstaltungen. Was steckt da für ein Konzept dahinter? Will man diese Internationalisierung, die sich ja in Nürnberg schon immer zeigt, fortsetzen oder will man stärker auf die Regionalisierung der Messe setzen?

Schulz-Metzner: Ich glaube, das schließt sich nicht aus – das ist ein Sowohl-als-auch. Die SPS IPC Drives ist eine internationale Messe. International in dem Sinne, dass sie einen hohen Anteil an internationalen Ausstellern, aber auch einen hohen Anteil internationaler Besucher hat. Das soll auch so bleiben. Unsere Messen im Ausland platzieren wir dort, wo die Industrie, die uns begleitet, eine Veranstaltung braucht. Wenn Sie sich unsere Standorte anschauen, beispielsweise in China, kommen wenige chinesische Besucher nach Deutschland, um sich über Automatisierungstechnik zu informieren. Der eine oder andere tut es, aber nicht die große Anzahl. Deswegen finden diese Veranstaltungen eben in China statt und dort sogar an zwei verschiedenen Standorten. Auch bei den anderen Standorten Indien oder auch Italien würde ich es so sehen: Der italienische Markt ist nach Deutschland der zweitwichtigste. Auf unserer Messe in Parma können Italiener in ihrer Muttersprache über Automatisierungsthemen sprechen. Wird das so in der Zukunft weitergehen? Unser Ziel ist es nicht, um jeden Preis Veranstaltungen auszurollen, sondern die Industrie mit unserer Expertise zu begleiten. Das heißt, wenn die Industrie eine Veranstaltung in einem bestimmten Land benötigt, freuen wir uns, die Industrie zu begleiten und eine SPS IPC Drives in diesem Land an den Start zu bringen.

Danke für das Interview.


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