Vernetzte Arbeitsplätze im Weidmüller-Werk

iPod statt Klemmbrett

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Weidmüller ist zugleich Anbieter und Anwender von Industrie-4.0-Technologie, etwa rund um das Industrial Internet of Things (IIoT). Das Detmolder Unternehmen mit rund 5.000 Mitarbeitern in mehr als 80 Ländern hat eine breites Angebot rund um elektrische Verbindungs- und Automatisierungstechnik im Portfolio. Anfang des Jahres stellte die Firma eine eigene Software für Aufgaben wie Predictive Maintenance vor. Jetzt hat das Unternehmen sein Thüringer Werk zusammen mit dem IT-Dienstleister Syntax mit komplett digitalgestützten Arbeitsplätzen ausgestattet.

Mit SAP-Software digitalisiert

Im Shopfloor wurden früher bei Weidmüller morgens die Drucker beim MRP-Lauf an ihre Leistungsgrenzen getrieben und haben stapelweise Begleitpapiere und Formulare ausgedruckt. Nachdem das entsprechende Produkt hergestellt und verpackt war, hatten sie ausgedient und landeten im Schredder. Diesen Zustand wollte das Unternehmen ändern und in seinem thüringischen Werk Wutha-Farnroda die Fertigungsprozesse mithilfe eines Manufacturing Execution Systems (MES) digitalisieren – als Blaupause für weitere Produktionsstandorte rund um den Globus. Ziel war es, die digitale Durchgängigkeit zu erhöhen, soweit wie möglich papierlos zu arbeiten, Transparenz in die Prozesse zu bringen sowie die Flexibilität von Mensch und Maschine zu maximieren. Da die Weidmüller-Gruppe bereits SAP-Software nutzte und die Schnittstellen-Problematik umgehen wollte, sollte die SAP Digital Manufacturing Suite ausgerollt werden. Bei dem entscheidenden Meeting brachten die SAP-Vertreter einen Mitarbeiter des IT-Dienstleisters Syntax mit. „Berater erklären einem in solchen Meetings oftmals die eigene Arbeitswelt. Aber Syntax hat genau unsere Sprache und insbesondere die des Fachbereichs gesprochen, der mit am Tisch saß“, sagt Daniel Behnke, Head of Corporate Factory IT & Technologies bei Weidmüller. „Sie kannten die Terminologie und die konkreten Abläufe in Werken wie unseren sehr genau. Das schafft Vertrauen.“

Agile Methoden

Damit standen SAP als Lösungsanbieter sowie Syntax als Implementierungspartner fest, und das Projekt nahm schnell Fahrt auf. Die Partner einigten auf einen agilen Ansatz mit Sprints, Reviews und Backlogs. Dieser eröffnet die Möglichkeit, Apps agil zu entwickeln, Schwerpunkte relativ spontan zu setzen und die Arbeit auf die Anforderungen von Weidmüller und den Werkern zuzuschneiden.

Infrastruktur in drei Monaten

Die Maschinen wurden mit Messzellen ausgestattet und über einen eigens entwickelten IoT-Controller angebunden. Zudem greift das MES auf das ERP-System zu: Früher lagen die Daten noch an verschiedenen Stellen, heute sind sie zentral erfasst. Sie lassen sich von überall nutzen und analysieren. Syntax entwickelte die Anwendungslogik und sorgte dafür, dass das Weidmüller-Team die Schnittstellen mit Apps versorgen konnte. Die Werker als künftige Anwender waren eng in den Entwicklungs- und Implementierungsprozess eingebunden und trugen mit ihrem Feedback wesentlich zu den Prozessverbesserungen bei. Die erste Maschine ging nach drei Monaten live.

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