Im Gespräch mit Ansgar Thilmann, HCP Sense

Das sensorlose Sensorlager

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmensgründer zu werden? War das schon immer Ihr Wunsch?

Nicht direkt. Ich war nach meinem Maschinenbaustudium in der Unternehmensberatung tätig, und mein ehemaliger Mitbewohner und Freund hatte mit ein paar anderen die Idee, sich selbstständig zu machen, zu gründen. Wir hatten immer wieder telefonisch Kontakt, er hatte mich auch gelegentlich um Rat aus meinem Beraterblickwinkel gefragt, und irgendwann, nach einer gemeinsamen Bergtour mit der gesamten Gründertruppe, stand die Frage im Raum, ob ich mitmachen will. Und da bin ich jetzt.

Zu Ihrem Produkt: HCP Sense hat ein Sensorlager ohne Sensor entwickelt. In der Pressemitteilung sprechen Sie von Lagern in Windkraftanlagen, Mähdreschern, aber auch Werkzeugmaschinen oder Küchengeräten. Das ist ja schon eine sehr große Spanne. Wie soll das funktionieren?

Das liegt daran, dass wir die inneren Eigenschaften des Lagers nutzen. Das heißt, wir schicken ein elektrisches Signal in das Lager und hören uns das Echo an. Das analysieren wir und ziehen daraus Rückschlüsse. Wir berechnen die Kräfte, die auf das Lager wirken. Deshalb sind wir so unabhängig von der Lagerart, -größe oder von der Einbausituation. Deshalb haben wir auch so unterschiedliche Kunden. Wir können so gut wie jedes Lager überwachen.

Aber es gibt ja sehr viele unterschiedliche Wälzlager: Kugellager, Pendelrollenlager, Nadellager etc. Und dann haben die auch noch unterschiedliche Schmiermittel. Wirkt sich das nicht aus?

Unser System klappt grundsätzlich für alle Arten von Wälzlagern. Sie können sich das ein bisschen wie bei einem Fahrradreifen vorstellen: Wenn ich mich draufsetze, dann haben wir eine Abflachung der Reifen, also eine größere Kontaktfläche zum Boden. Wenn ich allerdings meinen kleinen Neffen mit seinen sechs Jahren auf das Rad setze, dann macht der Reifen gar nichts. Und genau das passiert im Lager auch: Der Wälzkörper hat eine Abflachung, je nachdem, wie die Belastung ist. Dabei ist es egal, ob das eine Kugel ist oder eine zylinder- oder kegelförmige Geometrie.

Und was die Schmiermittel angeht: Das war eines der Themen, an denen mein Mitgründer in seiner Doktorarbeit geforscht hat. Wir haben eine Methode entwickelt, das Schmiermittel zu überwachen und den Effekt bei der Kraftmessung herauszurechnen. Spannenderweise hat sich jetzt in Kundengesprächen herausgestellt, dass schon die Schmierstoffüberwachung alleine, ohne eine Kraftmessung, bei vielen Firmen ein begehrtes Feature ist.

Muss man für die Technologie ein spezielles Lager bei Ihnen erwerben oder lässt sich jedes Lager umrüsten?

Wir haben selbst nicht die Fähigkeiten, und wollen sie auch gar nicht aufbauen, selber Lager herzustellen. Da gibt es tolle Firmen. Im Prinzip nutzen wir Standardlager unterschiedlichster Hersteller. Allerdings muss ein kontrollierter Stromfluss möglich sein. Je nach konstruktiven Umständen müssen wir also ein isoliertes Lager nehmen. Die gibt es oft schon ab Hersteller so, alternativ können wir sie auch beschichten lassen. Nach der Kalibration auf den jeweiligen Schmierstoff ist das Lager bereit, Kräfte zu messen. Daraus lassen sich dann Belastung und Schmierstoffzustand errechnen. In Zukunft sollen auch noch Schäden an Wälzkörpern, etwa Abplatzungen, detektiert werden können. Aber das dauert noch ein wenig.


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