Windenergie: Erstes Halbjahr unter Erwartungen

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Von Januar bis Juni wurden 238 neue Windenergieanlagen (WEA) an Land mit einer Leistung von zusammen 977MW (MW) in Deutschland installiert. Der Zubau bewegt sich damit auf einem fast identischen Niveau wie im Vergleichszeitraum 2021. Eine neue Analyse der Deutschen WindGuard, durchgeführt im Auftrag der Branchenverbände BWE und VDMA Power Systems, beleuchtet die aktuelle Entwicklung.

„Im ersten Halbjahr 2022 hält der Zubau der Windenergie an Land in Deutschland lediglich sein Niveau und geht noch nicht in die zum Erreichen der Ziele notwendige Richtung. Dafür wird das fünffache Volumen benötigt. Die Bundesregierung hat mit den in der vergangenen Woche verabschiedeten Gesetzen das ambitionierteste Paket zur Klimagesetzgebung vorgelegt, das es in Deutschland je gab. Die Ausbauziele für die Erneuerbaren sind ebenso ehrgeizig wie notwendig und bieten der Branche Orientierung und Planungssicherheit. Einige der neuen Regelungen sind in der Tat bahnbrechend; so gibt es zum ersten Mal ein gesetzlich verankertes Ziel zur Bereitstellung von Flächen. Um den Ausbau auf das notwendige Niveau anzuheben, kommt es darauf an, dass die beschlossenen Maßnahmen möglichst schnell ihre Wirkung entfalten können“, kommentieren die Verbände.

„Die altbekannten Hindernisse bestehen jedoch weiterhin fort. Die durchschnittliche Dauer der Genehmigungsverfahren hat sich in den vergangenen fünf Jahren um fast 60% erhöht. Zudem muss die Rechtssicherheit nach Genehmigungserteilung weiter verbessert werden. Die leicht erhöhte Aktivität bei den Genehmigungseinreichungen muss in einen deutlichen Anstieg überführt werden. Die Bereitstellung von Flächen für den Ausbau der Windenergie läuft noch immer nicht mit der gebotenen Dringlichkeit. Das Flächenziel von mindestens zwei Prozent hat nun zwar eine gesetzliche Grundlage, ist jedoch in der Erreichung auf die nächste Legislaturperiode vertagt. Dabei hat der BWE in seiner aktuellen Studie zu Flächenpotenzialen deutlich gemacht, dass es in allen Bundesländern verfügbare Flächen gibt. Sogar für die Situation in den Stadtstaaten liegt ein gangbarer Lösungsvorschlag vor. Auch das deutliche Nord-Süd-Gefälle besteht weiterhin“, so Hermann Albers, Präsident des Branchenverbands BWE.

Ausblick

Derzeit befinden sich noch Windenergieprojekte mit einer Gesamtleistung von rund 10.000MW im Genehmigungsverfahren, rund 2.250MW daraus aus dem ersten Halbjahr 2022. Dies stellt das Potenzial für die hohen Ausschreibungsvolumen des kommenden Jahres dar. Zuschläge in einem Volumen von 6,6GW (GW) warten auf die Umsetzung.

Gleichzeitig werden bis zum Jahr 2025 voraussichtlich Windenergieanlagen mit einer kumulierten Leistung von rund 15GW aus der EEG-Förderung fallen. Repowering bietet hier die Chance, kurz- bis mittelfristig einen Zubau von bis zu 45GW zu erreichen. Repowering kann damit als wichtige Brücke dienen, bis andere gesetzliche Regelungen aus Osterpaket und ergänzenden Gesetzen ihre Wirkung voll entfalten können. Dafür benötigt es dann aber auch deutliche Vereinfachungen – beispielsweise durch beschleunigte Genehmigungsverfahren für Repowering-Projekte.

Als Folge der politischen Fehlentscheidungen der vergangenen Jahre gingen in der Branche über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg bis zum Jahr 2020 rund 50.000 Arbeitsplätze verloren. Jetzt stellen die Unternehmen wieder ein. Neue Beschäftigungsmöglichkeiten können bei tatsächlicher Umsetzung der politischen Ziele dauerhaft entstehen und zu einem nachhaltigen Wertschöpfungseffekt führen.

Prognose für das Gesamtjahr 2022

Im Januar hatten die Verbände auf Basis bezuschlagter Projekte einen Ausbau der Windenergiekapazitäten an Land von 2,3 bis 2,7GW für das Jahr 2022 prognostiziert. Die aktuelle Prognose der WindGuard ergibt bei gleichbleibender durchschnittlicher Realisierungsgeschwindigkeit ein leicht angehobenes Ergebnis von 2,4 bis 3GW für 2022. In der Vergangenheit gewann der Zubau in der zweiten Jahreshälfte oftmals nochmal an Fahrt.

China und Europa führend beim prognostizierten Zubau

Gemäß dem Global Wind Energy Council (GWEC) liegt die jährliche Wachstumsrate für Onshore-Windenergie in den nächsten fünf Jahren bei 6,1%. Die erwartete durchschnittliche jährliche Installation beträgt 93,3GW. Insgesamt werden voraussichtlich 466GW in den Jahren 2022 bis 2026 errichtet. In diesem Zeitraum wird in China ein Zubau von 249GW prognostiziert, gefolgt von Europa mit knapp 88GW, Nordamerika mit rund 47GW und Lateinamerika mit 27GW.

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