Stuttgarter Innovationstage 2017


Das Picasso-Projekt und seine Initiatoren

Prof. Alexander Verl, Leiter des ISW, übernahm die Begrüßung der Kongressteilnehmer und startete mit einer Anekdote aus dem Jahr 2013. Damals wurde der Projektvorschlag zu Picasso von der DFG nämlich zunächst einmal abgelehnt – mit der Begründung, das Projekt sei nicht von Bedeutung und nicht realisierbar. Erst im zweiten Anlauf, quasi weil die Initiatoren nicht locker ließen, war der Vollantrag zu Picasso beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) erfolgreich. Bei seiner Einleitung ging Prof. Verl auch auf die weiteren Forschungsprojekte und Technologietrends ein, mit denen sich das ISW aktuell beschäftigt. Anschließend stellte Prof. Jörg Krüger die Schwerpunkte der Forschungsarbeiten seiner Mitarbeiter vom Fraunhofer IPK und der TU-Berlin im Projekt Picasso und ebenfalls weitere Initativen, Projekte und Tätigkeiten in Richtung Industrie 4.0 vor.

Technischer und gesellschaftlicher Wandel

Den Leitvortrag am ersten Kongresstag hielt der Bosch-Vorstandsvorsitzende Rolf Najork. Unter dem Titel ‚Connected World‘ erörterte er bedeutende Veränderungen der vergangenen Jahre – technisch wie gesellschaftlich – sowie die rasant wachsende Vernetzung. Die daraus resultierenden Potenziale für die Automatisierung stellte Najork dann dem bereits heute erschlossenen Stand gegenüber. Industrie 4.0 ist seiner Ansicht nach noch zu stark vom Ungefähren getrieben. Man müsse sich mehr auf die Frage konzentrieren: Was bringt Industrie 4.0 dem Kunden? In diesem Zusammenhang skizzierte Najork die eigene Lösung der IoT-Cloud und IoT-Suite. „Wir sind nicht nur Anbieter, sondern mit 270 eigenen Werken rund um den Globus auch Anwender.“ Najork rechnet mit dramatischen Kosteneinsparungen sowie bis zu 25 Prozent Produktivitätssteigerung und zieht dementsprechend Bilanz: „Industrie 4.0 ist kein Hype – Industrie 4.0 liefert!“

Erfahrungen aus dem Projekt Picasso

Anschließend ging es ganz konkret um den Picasso-Ansatz der Steuerungstechnik aus der Cloud. Dr. Jan Schlechtendahl und Felix Kretschmer zeigten im Rahmen ihres Beitrages die heutigen Grenzen von cloudbasierter Steuerungstechnik auf. Die beiden Projektkoordinatoren gingen auf die Motivation des Projektes ein, sprachen über Handlungsfelder, Strategien sowie Herausforderungen – hier sind vor allem drei Punkte zu nennen:

  • • Herausforderung 1: Wie findet die Steuerung ihre Anlage?
  • • Herausforderung 2: Physikalische Grenzen der Übertragung
  • • Herausforderung 3: Instabilität der Netze

Im Vortrag wurden natürlich auch die Strategien und Lösungswege aufgezeigt, mit denen das ISW diesen Herausforderungen begegnet ist, z.B. der Ansatz ‚Gelbe Seiten für Industrie 4.0‘ oder die Verwendung von Edge-Clouds. Zusammenfassend stellten Schlechtendahl und Kretschmer fest: Cloud-Technologien gewinnen zunehmend an Bedeutung für die Steuerungstechnik. Picasso hat – unter Berücksichtigung physikalischer Grenzen und Co. – erste Möglichkeiten aufgezeigt und in Form von Demonstratoren realisiert. Dennoch sind verschiedene kommunikationstechnische Herausforderungen zu lösen. Das SPS-MAGAZIN hat die Schlussphase von Picasso mit einer Artikelserie begleitet (SPS-MAGAZIN 6/2016 bis 12/2016).