Herr der Daten

Herr der Daten

Bisher haben Sensoren meist ’nur‘ einzelne Messwerte in einer Anlage bestimmt. Zukünftig dürften die Anforderungen an die Systeme aber deutlich steigen.
Eines der Merkmale von Industrie 4.0 ist es, dass die Auswertung einer Flut von (Mess-) Daten aus allen Anlagenbereichen eine effizientere Fertigung ermöglichen soll. Basis dieser Big-Data-Analysen sind zu einem großen Teil die Messwerte unterschiedlicher Sensoren. Allerdings erfolgen die Auswertungen aus Daten völlig verschiedener Fertigungsebenen und werden zukünftig auch immer öfter in einer Cloud – also außerhalb der eigentlichen Produktion – stattfinden. Das bedeutet, dass der Sensor von (Über-) Morgen nicht nur einen Wert wie Temperatur oder Abstand bestimmt, sondern diesen auch allen anderen Teilnehmern des Netzwerkes bei Bedarf zur Verfügung stellen muss. Sensorhersteller benötigen also entsprechende Standards, die festlegen wie (und wo) zukünftig Sensordaten abgelegt werden müssen. Zudem werden sich neue Ansprechpartner für die Sensorhersteller bei den Anwendern ergeben, möglicherweise entscheidet dann eine IT-Abteilung, welcher Sensor eingesetzt wird. Erste Beispiele dieser ebenenübergreifenden Sensorik sind bereits auf der vergangenen SPS IPC Drives gezeigt worden. So beispielsweise ein Barcode-Leser, der seine Daten direkt in einer Microsoft Azure Cloud hinterlegt. Es stellt sich aber auch die Frage, wer die Analysen zukünftig ausführen soll bzw. kann? Der einzelne Sensorhersteller kann zwar seine eigenen Daten auswerten, aber die Vielzahl unterschiedlicher Datenquellen innerhalb einer Anlage kann er nicht bewältigen. Der Maschinenbetreiber sieht seine Kernkompetenz wahrscheinlich auch nicht in der Datenanalyse, sodass höchstwahrscheinlich andere Player zum Zuge kommen. Dies können spezielle Start-ups sein, aber auch Giganten wie Google, Microsoft oder Facebook, für die eine Verknüpfung zwischen unterschiedlichen Datensätzen nichts ungewöhnliches ist. Ganz im Gegenteil, diese Internet-Firmen würden auf Kunden treffen, die bereit sind deutlich höhere Summen für eine Auswertekompetenz zu zahlen als der übliche Social-Media-Nutzer. Allerdings hätte diese Entwicklung auch zur Folge, dass zukünftig nicht länger Sensorhersteller oder -anwender Herr der Daten sind, sondern externe Anbieter darüber entscheiden, wie man Anlagen effektiver betreiben wird. Das könnte dann die Kehrseite der Medaille sein.

Viele Grüße aus Marburg.


  • Kabelwege in 3D planen

    Mit der Software Eplan Cable proD soll es ab September möglich sein, vorkonfektionierte Kabel vom Schrank zur Maschine, mit  passender Länge und…


  • Maschinenbeschickung mit Knickarmroboter

    Der Pumpenhersteller Scherzinger fertigt zwei Gehäuse und zwei Deckel von Flügelzellenpumpen zur Trockensumpfschmierung aus Aluminiumguss.