Innovation Days 2024 bei B&R

Ein Füllhorn an Neuheiten

Bild: TeDo Verlag GmbH

Rund 280 Gäste konnte B&R am 14. und 15. Mai zu den Innovation Days 2024 am Stammsitz in Eggelsberg begrüßen. Welchen Stellenwert die Veranstaltung für den österreichischen Automatisierer hat, verdeutlichte CEO Jörg Theis gleich zu Beginn seiner Keynote. „Das Ziel ist es, neue Produkte und Lösungen in enger Abstimmung mit unseren Kunden zu entwickeln.“ Die Innovationstage sollen in diesem Sinne eine passende Auftaktmöglichkeit bieten. Mit den Product Groups Controls, HMI, Motion, Mechatronics und Software sei B&R als ABB-Tochter nach wie vor eigenständig aufgestellt, betonte Theis. „B&R hat im Konzern einen hohen Stellenwert. Deswegen wird viel investiert und die Produktionskapazität am Stammsitz weiter ausgebaut.“ Entsprechend bleibe man auch seinem strategischen Fokus treu: „Wir wollen der beste Lieferant für den Serienmaschinenbau sein.“ Als Kernkompetenzen dafür nennt der CEO skalierbare und adaptive Hardware, smarte Applikations- und Engineering Software sowie hohe Expertise und jede Menge Anwendungs-Knowhow.

Dennoch hat B&R seine Innovations-Abteilung mit rund 700 Entwicklern neu aufgestellt – mit der Absicht, neue Produkte oder Features noch schneller auf den Markt zu bringen. Das bisherige Erfolgskonzept, Entwicklung und Produktion komplett in Eggelsberg zu konzentrieren, soll auch weiterentwickelt werden. So gibt es mittlerweile etwa einen zusätzlichen Standort für Software-Entwicklung in Bosnien. Zudem werden bereits in China Produkte für den lokalen Markt gefertigt – ein Modell, dass man sich auch für andere Länder wie Indien vorstellen kann. „Aber“, so betont Theis: „Eggelsberg bleibt für B&R der Nabel der Welt.“ Mit Blick auf die nächsten drei Jahre will der CEO das Unternehmen nicht nur als Innovationsführer positionieren, sondern auch als Enabler für wirklich intelligente Automatisierung.

Adaptive Maschine als Gamechanger

Eine zentrale Rolle bei diesem Vorhaben spielt das B&R-Konzept der adaptiven Maschine. Es soll eine Antwort auf steigende Ansprüche geben. Egal, ob mehr Produktivität und Durchsatz, Nachhaltigkeit, Sicherheit, Flexibilität, Personalisierung oder Interoperabilität gefragt sind. Wie sich diese Transformation konkret umsetzen lässt, wurde direkt am Beispiel einer Verpackungsmaschine verdeutlicht: mit durchgängigen Standards, skalierbarer Steuerungstechnik, komplett integrierten Antrieben und Robotern sowie smarten mechatronischen Lösungen wie dem Transportsystem AcoposTrak. Dass Kunden das Konzept gut annehmen, macht B&R etwa an der letzten Branchenmesse Interpack fest. Auf den Ständen von rund 20 Maschinenbauern wurden Lösungen gezeigt, die bereits Prinzipien der adaptiven Maschine aufgreifen. Das Themenangebot der Innovationstage griff die adaptive Maschine immer wieder aus verschiedenen technologischen Perspektiven auf.

20 Jahre X20

In Sachen Steuerungstechnik legte die Veranstaltung einen Fokus auf das X20-System, „einer der zentralen Säulen für den Erfolg von B&R“, wie Jörg Theis es formuliert. Im Jahr 2004 vorgestellt, feiert das Steuerungssystem derzeit sein 20. Jubiläum. „Unser Konzept, die Klemmen modular aufzubauen hat dem Anwender völlig neue Möglichkeiten eröffnet“, führte Produktmanager Andreas Hager weiter aus. Entsprechend ist X20 im Markt weit verbreitet – in konkreten Zahlen sind das eine Million X20-SPSen und 25 Millionen I/O-Module. Über die Zeit wurde das System kontinuierlich weiterentwickelt. Um ein paar Beispiele zu nennen: 2007 kam Motion hinzu, 2008 Safety. 2014 wurde die ReAction Technology eingeführt und 2022 mit X2X+ ein neuer Rückwandbus mit vierfacher Performance. „Und die Erfolgsstory ist noch lange nicht vorbei“, versicherte Hager. „X20 ist immer noch voll am Puls der Zeit und bereit für die Zukunft.“ Um das zu unterstreichen, präsentierte er einen neuen Formfaktor für das Steuerungssystem. Dieser vereint Bus- und Elektronikmodul, bietet mehr Platz auf der Leiterplatte, kann mehr Verlustleistung abführen und eröffnet viele neue Schnittstellenoptionen. Der erweiterte Formfaktor bleibt aber voll kompatibel zum bestehenden X20-Portfolio. Produktmanager Hager kündigte verschiedene High-Density-Module an, die eine Vielzahl von I/Os bieten und die Kombination mehrerer Funktionen erlauben, z.B. ein Digitalmodul, ein analoges Eingangsmodul oder eine Antriebsklemme für Stepper und BLDC-Motoren. Eine Edge-Device-Ausführung von X20 soll ebenfalls noch 2024 verfügbar sein.

Motion Highlights

Auch auf Motion-Seite wurde viel Neues bekannt gemacht. „Die Acopos-Antriebswelt läuft jetzt durchgängig mit 50µs“, kündigte Produktmanager Wilfried Guerry beschleunigte Reaktionszeiten an. Durch eine smarte Pulsweitenmodulation entstehen zudem geringere Verluste und weniger Wärme. Zudem entfalten die Antriebe noch früher im Anlauf ihre volle Kraft. Neu kommt in diesem Jahr auch die Umrichterversion Acopos P3 large auf den Markt – mit verschiedenen Modellen und Leistungsklassen. Um Lieferkettenproblemen entgegenzuwirken, wird es für das Mehrachssystem Acopos Multi künftig ein modulares Embedded-Konzept geben: Dabei will B&R die Basisfunktionalität auf einer einheitlichen Leiterplatte realisieren, ergänzt um FPGA-Module mit der jeweiligen Spezifikation und kritischen Funktionen.

Eine Antwort auf die zunehmende Miniaturisierung sollen die neuen Premium-Motoren des Automatisierers geben. Durch eine neue Art der Wicklung und eine verbesserte Ausnutzung des Bauraums, erhöht sich die Motordichte um bis zu 45 Prozent. Der Anwender erhält also bei gleicher Baugröße mehr Drehmoment oder kann kompaktere Antriebe einsetzen. „Kleinere Motoren und kompaktere Umrichter bedeuten auch kleinere Maschinen“, brachte Guerry den Mehrwert auf den Punkt. In Summe sollen in diesem Jahr noch über 30 neue Motorvarianten gelauncht werden.

Update für Track-System

Beim Linearsystem AcoposTrak hat B&R auch einige Neuheiten-Pfeile im Köcher, etwa ein 180°-Segment mit sehr engem Radius. „AcoposTrak compact 180° bedeutet für den Maschinenbauer einen Schub an Produktivität und viel flexiblere Gestaltungsmöglichkeiten“, erklärte Product Owner Michael Brucker. „Gleichzeitig lässt sich der Maschinen-Footprint reduzieren.“ Bezogen auf ein einfaches Oval bedeutet das: Statt einer Mindestlänge von 1.930mm bei 630mm Breite, sind künftig auch Tracks mit nur 1.085x300mm möglich. „Die Shuttles bleiben komplett unverändert, so dass der Anwender in seinem Anlagen-Layout bestehende und neue Segmente verwenden kann“, hob Brucker hervor. Als weitere Neuerungen sollen für Acopos-Trak auch neue Führungselemente, Washdown-Ausführungen in IP69 sowie Software-Lösungen für Engineering, Monitoring und Force Control kommen.



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