Stabilisierung im 4. Quartal erwartet

Thyssenkrupp: Corona-bedingt deutlich unter Vorjahr

Bild: thyssenkrupp AG

Die Geschäftsentwicklung von Thyssenkrupp war in den ersten 9 Monaten des laufenden Geschäftsjahres maßgeblich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie beeinträchtigt. Durch zeitweise Werksschließungen bei Kunden war die Produktion in vielen Geschäftsbereichen zu Beginn des 3. Quartals nahezu zum Erliegen gekommen. Besonders in Mitleidenschaft gezogen wurden die von der Automobilindustrie abhängigen Werkstoff- und Komponentengeschäfte. Hinzu kamen strukturelle Herausforderungen im Stahlbereich in einem insgesamt ohnehin schwierigen Marktumfeld.

Vor diesem Hintergrund ging der Auftragseingang in den ersten 9 Monaten des laufenden Geschäftsjahres im Vergleich zum Vorjahr um 19% auf 19,8Mrd.€ zurück. Der Umsatz fiel um 15% auf 21,6Mrd.€.

„Wir haben hart gearbeitet, um die Kosten kontrolliert zu halten und die Liquidität zu sichern. Damit sind wir im dritten Quartal insgesamt etwas besser durch die Krise gekommen, als anfangs befürchtet“, sagte Martina Merz, Vorstandsvorsitzende.

Bei Automotive Technology sind die Folgen der Corona-Pandemie besonders deutlich. Nachdem die Nachfrage im weltgrößten Automobilmarkt China bereits im Februar eingebrochen war, folgten ab März insbesondere in Europa, den USA und in Mexiko weitere Werksschließungen großer Kunden in Folge der Lockdown-Maßnahmen. In China zeigte sich nach Lockerungen der Beschränkungen eine leichte Erholung ab Ende April. Auftragseingang und Umsatz gingen in den ersten 9 Monaten um 14 bzw. 12% gegenüber dem Vorjahr zurück.

Bei Industrial Components zeigten sich die Großwälzlager insbesondere aufgrund der guten Auftragslage in Deutschland und China im Bereich Windenergie weiterhin stark. Beim Schmiedegeschäft belasteten – in einem ohnehin schwachen Markt für Lkw- und Baumaschinen-Komponenten – das Herunterfahren aller wesentlichen Werke in Folge der Corona-Pandemie das Geschäft. Insgesamt verringerten sich Auftragseingang und Umsatz um 21 bzw. 17%.

Plant Technology konnte seinen Umsatz in den ersten 9 Monaten um 6% steigern. Dazu trug insbesondere der Chemieanlagenbau bei. Gegenüber dem durch Großaufträge im Mining- und Düngemittelgeschäft geprägten Vorjahr ging der Auftragseingang insbesondere durch pandemiebedingte Verschiebungen von Projekten um 38% zurück.

Der Auftragseingang bei Marine Systems ging um 7% zurück. Auch der Umsatz fiel um 9% auf 1,2Mrd.€. Materials Services bekam die pandemiebedingt schwache Nachfrageentwicklung und Preisrückgänge in nahezu allen Produktsegmenten insbesondere im dritten Quartal weiter zu spüren. Ausnahme war der Bereich Plastics, der vor allem durch den Vertrieb von transparenten Kunststoffplatten als Schutzmaßnahme gegen Corona-Viren profitierte. Negative Effekte kamen aus der pandemiebedingten temporären Schließung des italienischen Edelstahlwerkes AST ab der zweiten Märzhälfte. Auftragseingang und Umsatz entwickelten sich rückläufig, jeweils um 18%. Vor allem die Entwicklung im lagerhaltenden Handel sowie in den automobilnahen Servicecentern und bei Aerospace belasteten das Geschäft und führten zu negativen Ergebniseffekten.

Die Geschäftsentwicklung bei Steel Europe war weiterhin durch die äußerst herausfordernde Lage im Stahlmarkt gekennzeichnet. Die bereits im März spürbar gesunkene Nachfrage aus der Automobilindustrie brach im Verlauf des 3. Quartals zunehmend auch durch rückläufige Bestellmengen seitens anderer Industriekunden weiter ein. Stabil entwickelte sich der Verpackungsstahl. In der Summe lagen Auftragseingang und Umsatz nach 9 Monaten um 24 bzw. 20% unter Vorjahr.

Trotz der vorsichtigen Wiederaufnahme der Produktion aufgrund gelockerter Corona-Maßnahmen in wichtigen Industrienationen entwickelt sich das Infektionsgeschehen international weiterhin sehr dynamisch und birgt ein anhaltendes Risiko von weiteren Infektionswellen im Jahresverlauf. Infolgedessen und angesichts der weiterhin bestehenden Beeinträchtigungen des wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens sind Prognosen für die verbleibenden Monate des Geschäftsjahres von extremer Unsicherheit geprägt. Bereits absehbar ist, dass infolge der vorübergehenden Werksschließungen und Produktionsrücknahmen der Kunden aus der Automobilindustrie der Umsatz der fortgeführten Aktivitäten vor allem im 2. Halbjahr deutlich zurückgehen wird (Vorjahr, fortgeführte Aktivitäten: 34,0 Mrd €).

Abhängig von der Dynamik der gerade beginnenden Wiederaufnahme der Produktion bei Kunden erwartet thyssenkrupp für das viertes Quartal mit möglicher Ausnahme von Steel Europe in nahezu allen Geschäften eine stabile Entwicklung oder eine leichte Verbesserung im Vergleich zum Vorquartal.