VDMA-Arbeitsgemeinschaft

Großanlagenbau mit Auftragsrekord

Bild: VDMA e.V.

Die von den Mitgliedern der VDMA-Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau (AGAB) 2023 im Inland verbuchten Auftragseingänge lagen mit 24,3 Milliarden Euro um 15,7% über dem Niveau des Vorjahres. Dieser Wert stellt einen langjährigen Höchststand dar und speist sich im Wesentlichen aus einer Reihe von Groß- und Megaprojekten sowie einer starken Zunahme von Ersatzteil- und Kleinaufträgen im Inland, die hauptsächlich von Kunden aus dem Energiesektor vergeben wurden.

Getragen von diesen Zuwächsen erzielten die AGAB-Mitglieder im vergangenen Jahr einen Auftragsrekord in Deutschland. Im Ausland stiegen die Bestellungen moderat, wobei die USA der wichtigste Absatzmarkt weltweit waren, gefolgt von Italien und Großbritannien.

Auftragsrekord im Inland

Die Bestellungen im Inland stiegen 2023 um 45,4% auf 9,6 Mrd.€ (2022: 6,6 Milliarden Euro). Der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 1993 (7,4Mrd.€) wurde damit deutlich übertroffen. Auslöser für diesen Aufschwung waren neben einer Vielzahl von Klein- und Serviceaufträgen aus dem Energiesektor einige Groß- und Megaaufträge für nachhaltige Anlagen, insbesondere aus der Stahlindustrie. Beispiel sind die Umrüstung des integrierten Stahlwerks der Salzgitter AG an ihrem Heimatstandort auf eine grüne Stahlproduktion sowie der Ersatz eines Hochofens durch eine wasserstoffbetriebene Direktreduktionsanlage bei Thyssenkrupp in Duisburg.

Anlagen-Nachfrage aus dem Ausland weiter im Aufwind

Die Auslands-Auftragseingänge lagen 2023 mit 14,8Mrd.€ um 2,5% über dem Niveau des Vorjahres. Damit ist es den AGAB-Mitgliedern gelungen, den Wegfall des russischen Marktes durch die Gewinnung neuer Kunden in anderen Weltregionen zu kompensieren. Besonders erfolgreich waren die VDMA-Großanlagenbauer damit in den Industrieländern, vor allem in Westeuropa und Nordamerika. Dort verbuchten die Unternehmen so viele Aufträge wie zuletzt im Rekordjahr 2008. Zuwächse gab es ferner in einigen Schwellenländern in Afrika und Asien, wohingegen die Buchungen aus China und Indien rückläufig waren. Infolge der starken Inlandsnachfrage sank die Exportquote im Berichtszeitraum auf 61% (2022: 69%).

Hohe Bestellungen aus den Industrieländern

Mehr als die Hälfte aller Auslandsaufträge stammten 2023 aus den Industrieländern – darunter versteht dieser Bericht die Staaten Westeuropas und Nordamerikas sowie Australien, Neuseeland, Japan und Südafrika. Die Bestellungen stiegen dort um 9% auf 7,7Mrd.€ (2022: 7,2Mrd.€). Die am Auftragseingang gemessen wichtigsten Ländern in Westeuropa waren Italien (1,1Mrd.€), Großbritannien (860Mio.€) und Frankreich (152Mio.€). In den USA verbuchten die Mitglieder Bestellungen im Wert von 2,4Mrd.€, das sind 7% mehr als im bisherigen Rekordjahr 2022. Gefragt waren in den Vereinigten Staaten in erster Linie Anlagen für die Erzeugung von Energie, von Gasen sowie für die Luftzerlegung. Im Hütten- und Walzwerksbau gab es Projekte zum Bau von Elektrostahlwerken, die im Allgemeinen weniger CO2-Emissionen als Hochofenanlagen produzieren, insbesondere wenn sie mit regenerativer Energie betrieben werden.

Rückgänge im Asiengeschäft

Die Bestellungen aus dem asiatisch-pazifischen Raum – China, Hongkong, Nord- und Südkorea, die Mongolei, Taiwan sowie die ASEAN-Staaten – sanken 2023 um 17,5% auf 1,8Mrd.€. Das lag vor allem an der rückläufigen Anlagen-Nachfrage aus China, die im Berichtszeitraum um 20% auf 791Mio.€ fiel. Die Volksrepublik war damit dennoch der größte Absatzmarkt in Asien und der fünftgrößte weltweit. Großprojekte wurden allerdings nur in wenigen Fällen beauftragt. Die Mitglieder der AGAB profitierten vielmehr von Aufträgen für den nachhaltigen Umbau von Anlagen sowie vom Ausbau der Elektromobilität in China. Hierdurch stieg die Nachfrage nach Anlagen für die Produktion von Leichtbauwerkstoffen und Batterie-Separator-Folien sowie zur Herstellung und zum Recycling von Batterien. In Südostasien kletterten die Auftragseingänge um 46% auf 600Mio.€. Die wichtigsten ASEAN-Märkte waren Vietnam, Singapur und Malaysia. In Ostasien mussten die Mitglieder der AGAB auf Grund fehlender Großaufträge erneut Bestellrückgänge hinnehmen, etwa in Südkorea (230Mio.€) und Taiwan (149Mio.€).

Wieder mehr Bestellungen aus Osteuropa

Im Jahr 2022 ist die Anlagen-Nachfrage aus Osteuropa und der GUS – das sind die osteuropäischen EU-Mitglieder sowie die Länder des Balkans und der ehemaligen Sowjetunion – in Folge des abrupten Wegbrechens des russischen Marktes nahezu kollabiert. Mittlerweile hat sich die Lage wieder stabilisiert: Im Berichtszeitraum stiegen die Auftragseingänge um 61% auf 1,7Mrd.€. Hauptgrund für die Belebung waren eine Reihe von Großaufträgen, die die Mitglieder der AGAB aus Polen, Kasachstan, Rumänien und Usbekistan erhielten. In erster Linie ging es dabei um Projekte zur Modernisierung und zum Aufbau einer modernen und sauberen Energieversorgung. Aufgrund der Wirtschaftssanktionen gegen Russland sowie Weißrussland sind die Geschäfte mit diesen Ländern mittlerweile völlig zum Erliegen gekommen.

Schwieriges Marktumfeld im Mittleren Osten

Die Auftragseingänge aus dem Nahen und Mittleren Osten sanken im Berichtszeitraum um 24% auf 1,4Mrd.€. Gründe für diesen Rückgang waren u.a. die starke Konkurrenz durch asiatische Anlagenbauer, dass in Teilen instabile politische Umfeld sowie westliche Wirtschaftssanktionen. Dennoch gab es Lichtblicke. Die Vereinigten Arabischen Emirate waren 2023 mit Bestellungen in Höhe von 432Mio.€ das bedeutendste Kundenland in der Region, gefolgt von Saudi-Arabien mit 332Mio.€ und dem Irak mit 190Mio.€.

Übrige Welt: Markterfolge in Schwellenländern

Mit der „Übrigen Welt“ sind alle Staaten gemeint, die keiner der vier zuvor genannten Gruppen zuzuordnen sind. Dazu zählen Afrika (ohne Südafrika), Süd- und Mittelamerika, Südasien mit Indien, die Türkei und Ozeanien. Die Bestellungen in dieser Ländergruppe lagen wie im Vorjahr bei 2,3Mrd.€. Die bedeutendsten Märkte waren Nigeria (572Mio.€), Mexiko (365Mio.€), Indien (263Mio.€) und die Türkei (254Mio.€). In allen diesen Ländern standen Investitionen in die Modernisierung der Stahlindustrie und in den Ausbau der Energieversorgung im Fokus.


  • Kabelwege in 3D planen

    Mit der Software Eplan Cable proD soll es ab September möglich sein, vorkonfektionierte Kabel vom Schrank zur Maschine, mit  passender Länge und…


  • Maschinenbeschickung mit Knickarmroboter

    Der Pumpenhersteller Scherzinger fertigt zwei Gehäuse und zwei Deckel von Flügelzellenpumpen zur Trockensumpfschmierung aus Aluminiumguss.