Voll getrimmt auf Wachstum

Voll getrimmt auf Wachstum

Wie IO-Link Contrinex hilft, den Sensorikmarkt zu erobern

Contrinex war lange Zeit vornehmlich für seine induktiven Sensoren bekannt. Auf der letzten SPS IPC Drives stellten dann die Schweizer die C23-Produktserie von Opto-Sensoren mit einem selbst entwickelten Asic vor. Doch wie geht es nun weiter? Das SPS-Magazin sprach mit Klaus Böhmer, Senior Executive Officer und Member of the Management Board der Contrinex AG, sowie Oliver Schleicher, Geschäftsführer der Contrinex Sensor GmbH über neue Produkte, (internationale) Ziele und die Möglichkeiten von IO-Link für die Industrie 4.0.
Anfang des Jahres haben Sie ehrgeizige Ziele mit einem Wachstum von 15% in Deutschland formuliert. Wie sieht es mit dem Erreichen dieser Zahlen aus?

Oliver Schleicher: Wir sind absolut auf Umsatzkurs und haben die Ziele, die wir uns gesetzt haben erreicht – trotz aller Widrigkeiten, wie z.B. die Aufwertung des Schweizer Frankens am Anfang des Jahres. Wir fokussieren uns dieses Jahr auf die Bereiche Food&Beverage sowie Packaging und konnten zusätzlich zahlreiche Projekte initiieren, die aus Kontakten auf der SPS IPC Drives zustande kamen. Zusätzlich sind wir Mitte des Jahres von Krefeld nach Stuttgart umgezogen, was im Nachgang betrachtet uns noch einen gewissen Auftrieb für unsere Ziele gegeben hat.

Warum der Umzug nach Stuttgart?

Schleicher: Wichtig ist es für uns, bei unseren Kunden zu sein und der süddeutsche Raum ist der klassische Bereich des Maschinenbaus. Hier haben wir eine hohe Anzahl von Kunden, aber auch unsere Marktbegleiter sitzen hier. Zudem haben wir deutlich kürzere Wege zu unserem Stammsitz in die Schweiz. Wir wollen uns globaler aufstellen, näher beim Kunden sein und den Service weiter ausbauen. Hierfür ist es wichtig, dass wir uns zentralisieren und entsprechende Schwerpunktcenter aufbauen, um die Kunden bestmöglich bedienen zu können. So wurde z.B. der internationale Customer Service in Stuttgart gebündelt und wir werden dort weitere vertriebsunterstützende Abteilungen aufbauen, um gezielt branchen- und applikationsspezifische Projekte forcieren zu können.

Wie beurteilen Sie die derzeitige Entwicklung von IO-Link?

Klaus Böhmer: Contrinex wurde groß mit der Entwicklung von induktiven Sensoren. Anfangs gab es nahezu keinen Vertrieb, aber es waren Technik und Ideen vorhanden. Daher hat man früh damit angefangen mit Brand-Lable-Partnern zusammenzuarbeiten. Dies hat dazu geführt, dass unsere induktiven Sensoren nicht nur unter dem Label Contrinex Verbreitung fanden. Allerdings hat es sich aber Stückzahlen-mäßig bereits vor 20 Jahren gerechtfertigt, in die Entwicklung erster Asics einzusteigen. Hieraus sind inzwischen drei induktive Asics entstanden und ein Opto-Asic für unsere neuen Opto-Sensoren. Bereits die zweite Generation dieser Asics hatte IO-Link-On-Chip. Das IO-Link-Interface wurde so integriert, dass wir einen kleinen Bereich an Chipfläche für die Logik verwenden. Inzwischen sind ca. 70 Prozent unserer Sensoren mit entsprechenden Asics ausgestattet. Somit bekommt der Kunde ein IO-Link-Interface ohne Aufschlag. Er alleine entscheidet, was er einsetzen möchte. Wenn der Kunde über einen normalen Schaltausgang arbeitet, kann er IO-Link immer noch verwenden, um seine Parameter zu ändern, oder er setzt mit dem IO-Link-Master den Sensor in den IO-Link-Modus, um mit dem Sensor zu kommunizieren. Wir werden zur SPS IPC Drives ein neues RFID-Schreib-Lese-Modul mit IO-Link vorstellen, mit dem die Einbindung extrem leicht und kostengünstig möglich ist. Allerdings müssen wir uns auch im Zusammenhang mit Industrie 4.0 Gedanken machen, welche Schnittstellen zukünftig für Sensoren notwendig sind, d.h. wir werden uns nicht nur auf IO-Link beschränken.

Welche weiteren Schnittstellen sehen Sie hier?

Böhmer: Es geht im Wesentlichen um ethernetbasierte Schnittstellen, wo es Lösungen geben wird, über wenige Leitungen Daten und Energie zu transportieren. Damit hat man die Möglichkeit, eine solche Schnittstelle auch in einfache Sensoren integriert zu bekommen.

Inwieweit kann IO-Link den Weg hin zur Industrie 4.0 beschleunigen?

Böhmer: Wir haben im Prinzip zwei Quellen für Daten. Auf der einen Seite gibt es ERP-Systeme, die Prozessdaten von Betriebsabläufen liefern. Auf der anderen Seiten gibt es die Stellen in der Maschine, wo etwas passiert. Diese ‚Hot Spots‘ werden von Sensoren überwacht, um Positionen und Zustände zu erfassen. Allerdings müssen diese Informationen auch transportiert werden. Im einfachsten Fall über ein binäres Signal (Objekt da/nicht da). Aber ich habe noch viel mehr Infomationen, wie z.B. Temperatur, Anzahl an Ereignissen in einer bestimmten Zeit, Positionen … Diese müssen auch der Steuerungsebene zur Verfügung gestellt werden können. Mit IO-Link wurde eine Möglichkeit geschaffen, dass ein Sensor entweder als binärer Sensor betrieben werden kann oder als Sensor mit einer Datenschnittstelle. Das hat für den Kunden den Vorteil, dass ich den gleichen Sensor ins Lager legen kann und mich erst zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden muss, wie ich den Sensor betreiben möchte. Wenn sich der Maschinenbauer morgen entscheidet auf IO-Link zu wechseln, braucht er nur die digitale Eingangskarte seiner Steuerung zu ziehen, stattdessen eine IO-link-Masterkarte stecken und er kann mit der gleichen Verdrahtung und den identischen Sensoren im IO-Link-Modus arbeiten.

Gibt es noch weitere Neuheiten im RFID-Bereich?

Schleicher: Wir werden auf der SPS IPC Drives einen neuen Ultra-Hochtemperatur-Tag für einen Temperaturbereich bis zu 250°C vorstellen, der einen erweiterten Speicherbereich hat. Typische Anwendungen sind Trocknungsöfen. Das interessante an dem Produkt ist, dass der Asic bereits anspringt, auch wenn der Tag noch 250°C heiß ist, d.h. ein Hängeförderer mit dem Tag kommt aus dem Ofen raus, hat noch die volle Temperatur, aber das Schreib-Lese-Modul liest sofort den Tag aus, da keine Abkühlungsphase notwendig ist. Der Speicherbereich von 2kByte reicht dabei aus, um einen kompletten Produktionsprozess zu verfolgen. Ich kann den Speicher zudem segmentweise auslesen oder beschreiben, brauche also nicht den kompletten Speicher lesen, wodurch ich Zeit spare.

Welche neuen Produkte gibt es im Bereich optische Sensoren?

Böhmer: Wir haben die optischen C23-Sensoren auf der letzten SPS IPC Drives vorgestellt. Das Opto-Asic ist das komplexeste Asic, welches wir jemals entwickelt haben. Auf dem Asic vereint sind der analoge/digitale Teil, Speicher, und sowohl eine binäre als auch eine digitale IO-Link-Schnittstelle. Neben der optischen C23-Baureihe wird dieses Jahr noch eine M18-Baureihe vorgestellt, also im zylindrischen Gehäuse. Durch die hohe Integration haben wir einen wesentlich größeren Freiheitsgrad, was den Formfaktor angeht. Egal ob wir uns über einen Miniatursensor oder über einen leistungsstarken Optiksensor unterhalten, die Kerntechnik ist bei beiden die gleiche. Ich verändere im Prinzip nur die Parameter, den Formfaktor, die Optik oder die elektrischen Eigenschaften. Das Asic ist so flexibel, dass ich auch unterschiedliche Sendeelemente bedienen kann, wie Laser, Pin-Point, Infrarot- oder sichtbares Rotlicht-LED.

Gibt es noch weitere Produkte, die Sie präsentieren werden?

Schleicher: Im Safety-Bereich werden wir ein neues Kategorie-2-Lichtgitter in einem Slim-Line-Gehäuse vorstellen; sehr schmal und mit filigranem Aufbau. 2016 werden wir dann für Kategorie 4 die Slim-Line-Gehäuse weiter entwickeln und den Kunden ein breiteres Portfolio im Bereich Safety vorstellen.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Böhmer: Bei Contrinex gab es 2012 einen Generationswechsel. Annette Heimlicher hat die Verantwortung über das Unternehmen von ihrem Vater übernommen. Im Zuge dessen hat sie begonnen auch die Organisation neu auszurichten. Wir haben im Zuge der Neuausrichtung in Deutschland mit Oliver Schleicher einen Geschäftsführer gefunden, der sich maßgeblich für die Neustrukturierung der Gesellschaft und des Teams in Deutschland verantwortlich zeichnet und hier eine hervorragende Entwicklung gezeigt hat. In gleicher Art und Weise sind wir an verschiedene europäische Länder herangegangen und haben auch in den USA und Brasilien neue Teams aufgestellt. In China lösten wir unser im Jahr 2003 gegründetes Joint Venture auf und sind nun mit zu 100% eigenen Gesellschaften für Vertrieb und Produktion unterwegs. Des Weiteren haben wir unsere Produktionskapazität für Standardsensoren deutlich erweitert und in Sri Lanka ein neues Werk eröffnet.

Welche Ziele haben Sie sich für 2016 vorgenommen?

Schleicher: Natürlich der weitere kontinuierliche Ausbau der Vertriebsmannschaften. Wir haben diese seit 2013 fast verdoppelt und werden auch weiterhin im Vertrieb kontinuierlich wachsen. Wir haben nun den direkten Zugang zu OEM-Kunden. Daher ist es für uns wichtig, dass die Vertriebsmitarbeiter dieses Applikationswissen mitbringen, um mit dem Kunden über applikative Anwendungen diskutieren zu können. Wir werden daher Schwerpunktbranchen selektieren, die wir über Applikationsingenieure angehen wollen und bei denen wir unsere Marktanteile kontinuierlich ausbauen werden, d.h. voll getrimmt auf Wachstum.

Böhmer: Wir sind dieses Jahr weltweit – trotz der starken Aufwertung des schweizer Franken – mit rund 10% wechselkursbereinigt gewachsen. Unser Ziel ist es, jedes Jahr zweistellig zu wachsen. Seit 2014 ist dies nun der Fall und so, wie wir mittlerweile aufgestellt sind, gehen wir sehr zuversichtlich ins Jahr 2016.