Branchenbefragung unter Vorstandsmitgliedern

Investitionen fließen ins Ausland ab

Kosten, Kapital, Kapazitätsverschiebungen – diese Themen beschäftigen derzeit die Vorstandsmitglieder produzierender Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau. Während 2022 nur rund die Hälfte aller Topführungskräfte angaben, dass Kapitalbindung für sie von sehr hoher oder hoher Relevanz ist, sind es in diesem Jahr mehr als 80%. Noch wichtiger ist ihnen derzeit aber die Optimierung ihrer Kostenstruktur. 86% bewerten das Handlungsfeld als aktuell sehr wichtig oder wichtig für ihr Unternehmen. Das sind Ergebnisse der Studie ‚Maschinenbau, Anlagenbau, Elektrotechnik 2023‘ der Managementberatung Horváth.

Bild:©HERRNDORFF_ images/stock.adobe.com

„Drastisch gestiegene Energie- und Personalkosten, der weltweit zunehmende Protektionismus und dazu das Zinsniveau – der Maschinen- und Anlagenbau ist beunruhigt und stellt seine Aufstellung auf den Prüfstand“, sagt Horváth-Partner und Studienleiter Ralf Sauter. „Standortverlagerungen und Umverteilungen von Kapazitäten und Investitionen sind in vollem Gang – und zwar in potenzialträchtige Märkte, die industriefreundliche Rahmenbedingungen bieten und über ausreichend Fachkräfte verfügen“, so Industrieexperte Sauter. Dazu gehörten vor allem die USA, die auch gerade Unternehmen aus Zukunftsbranchen anlocken, etwa im Bereich der erneuerbaren Energien. Drei Viertel der Anlagen- und Maschinenbauer wollen ihre Aktivitäten dort innerhalb der nächsten fünf Jahre ausbauen, mehr als ein Drittel in großer Dimension. Ein Abbau findet bei weniger als 5% der Unternehmen statt.

Wachstum fokussiert sich vor allem auf die USA und Asien

Selbst in China, wo die Konjunktur schwächelt, sehen die Maschinenbauer laut der Befragung noch mehr Potenzial als auf dem ‚alten Kontinent‘. Als Reaktion auf das protektionistische Verhalten Chinas würden viele Unternehmen auf De-Risking setzen und strategische ‚Local-for-Local‘-Ansätze mit regionalen Bezugsquellen, geringen Lohnkosten und Marktnähe verfolgen. Sieben von zehn Unternehmen planen, ihre Präsenz dort auszubauen. Nur ein Sechstel reduziert Kapazitäten. Als Trendmarkt kristallisiert sich laut der Befragung Indien heraus, den 90% der Maschinenbauer verstärkt ins Visier nehmen, um Chancen zu nutzen. Viele hoffen, dass Indien eine ähnlich rasante Entwicklung des Wirtschaftswachstums gelingt wie China seit den 90er-Jahren.

Europa verliert an Bedeutung

Wenig Argumente verbleiben für den Westen Europas, wo nur ein Fünftel einen Ausbau plant – bei gleichzeitigen 31%, die Kapazitäten abziehen wollen. Insbesondere Deutschland verliere als Industrienation immer mehr an Bedeutung. Der demografische Wandel schlage zu, Personal sei nicht einfach nur teuer, sondern teilweise schlicht nicht mehr zu kriegen, dringend benötigte politische und regulatorischen Anreize ließen auf sich warten, Regulatorik und Bürokratie würden Innovation und Wachstum ausbremsen.

Aussichten auf 2024

Mit Blick nach vorn ist zumindest im kommenden Jahr noch keine Entspannung auf der Kostenseite zu erwarten, so zumindest die Sicht der befragten Topführungskräfte. Mit einem einstelligen Umsatzrückgang rechnet der Durchschnitt im Vergleich zum laufenden Jahr. Fast alle Unternehmen verzeichnen einen Rückgang im Auftragseingang im zweistelligen Bereich.


  • Durchbruch 
in der Datenvisualisierung

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