Der digitale Zwilling und die Automatisierungstechnik


Was muss der digitale Zwilling können?

Ein rein statisches 3D-Modell der Maschine reicht Blome jedoch nicht aus: „Natürlich kann man ein statisches Maschinenmodell auch als digitalen Zwilling bezeichnen. Das wird allerdings nicht ausreichen, um die Anforderungen der Produktionsunternehmen zu erfüllen: Der digitale Zwilling muss mit der Maschine mitleben. Ändert sich etwas in der Maschine, so ändert sich auch der digitale Zwilling. Auch die Simulation ist damit immer auf dem aktuellen Stand und muss nicht neu erstellt werden. Für solche Systeme gibt es heute nur ganz wenige Anbieter – und auch die haben keine vollständige Durchgängigkeit in ihrem System“, erklärt Blome. Man sehe jedoch schon deutlich, wo die Reise hingeht: „Auf Basis eines statischen 3D-Maschinenmodells entsteht ein bewegungsfähiges Modell der Maschine oder Anlage. Aus diesem werden dann automatisiert die Programme für die Automatisierungsgeräte, die Simulation usw. abgeleitet. Jeder Änderungsprozess findet wieder im PLM-Engineeringsystem statt, sodass reale und virtuelle Anlage immer identisch sind“, skizziert Blome die Umrisse zukünftiger Entwicklungssysteme.

Vitales Interesse zur Datenpflege

Auch heute schon könnten alle Änderungen an der realen Anlage – wie sie häufig vorkommen – in die Konstruktionssysteme zurückfließen. Die Realität sieht jedoch deutlich anders aus: „Schon nach der Inbetriebnahme stimmen viele installierte Produktionssysteme nicht mehr mit den Plänen überein“, beschreibt Blome die gegenwärtige Situation: „Das auseinanderlaufen von Konstruktionssystem und realer Anwendung liegt jedoch vor allem daran, dass die Hersteller keinen direkten Nutzen davon haben, die Konstruktionsdaten nachzuführen. Das wird mit dem digitalen Zwilling anders: Rüstzeitenplanung, Simulation und schnelles, einfaches (AR)-Maintenance können nur auf Basis valider Daten erfolgen. Auch für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit anderen Systemen wird ein möglichst genaues digitales Abbild eines Produktionsmittels erforderlich sein. Daher haben Produzenten ein vitales Interesse daran, das digitale Modell ihrer Maschinen und Anlagen zu Pflegen und weiterzuentwickeln.“

Der digitale Zwilling beginnt beim Fertigungsprodukt

Wir haben in dieser Reihe von Beiträgen bereits dargelegt, dass sich die Wirkrichtung vom Produkt zum Verkäufer umkehrt. Sie wird in Zukunft nicht beim Konsumenten enden, sondern dort starten. Vermittelt über die Handelsplattformen des Internets werden kundenkonfigurierten Produktaufträge in der Fertigung ankommen, die anschließend in kürzester Zeit umgesetzt und ausgeliefert werden müssen. Für Blome ist die Folge daraus klar: „Das digitale Abbild des zu fertigenden Produktes ist in Zukunft der Ausgangspunkt für die Maschinenentwicklung. Dafür ist ein möglichst nahtloser Übergang der Produkt-Konstruktionssysteme und der Maschinen-Konstruktionssysteme notwendig. Der Vorteil für die Produktion liegt auf der Hand. Ändert sich etwas in dem zu fertigenden Produkt, kann dies gleich mit den Fertigungswerkzeugen abgestimmt werden.“


  • Durchbruch 
in der Datenvisualisierung

    Durchbruch in der Datenvisualisierung