Allianz Risk Barometer 2024

Cyber-Attacken sind größtes Unternehmensrisiko

Bild: ©jozefmicic/stock.adobe.com

Cybervorfälle, wie Ransomware-Attacken, Datenpannen und IT-Ausfälle stellen für Unternehmen weltweit in diesem Jahr das größte Risiko dar. Die damit eng verknüpften, generellen Betriebsunterbrechungen folgen auf dem zweiten Platz, während Naturkatastrophen von Platz 6 auf 3 im Jahresvergleich springen. Feuer und Explosionen (von 9 auf 6) und politische Risiken und Gewalt (von 10 auf 8) klettern im diesjährigen Allianz Risk Barometer ebenfalls. Für die aktuelle Ausgabe wurden mehr als 3.000 Risikoexperten aus 92 Ländern nach ihren Top-Unternehmensrisiken befragt.

Fachkräftemangel klettert auf Platz 4

Auch unter den deutschen Studienteilnehmern belegen Cyber-Attacken und Betriebsunterbrechungen die Plätze 1 (2023: 2) und 2 (2023: 1). Anders als weltweit bilden allerdings Änderungen von Gesetzen und Vorschriften – etwa Zölle, Sanktionen oder protektionistische Bestrebungen – Platz 3 (2023: 4). In Deutschland wird zudem der Fachkräftemangel (Platz 4) als großes Risiko wahrgenommen. Im?Vorjahr nannte das Riks Barometer diesen erst an sechster Stelle. Weltweit erreicht der Fachkräftemangel als Risiko lediglich Platz 10.

„Die Top-Risiken und größten Aufsteiger im diesjährigen Risk-Barometer spiegeln die großen Herausforderungen – Digitalisierung, Klimawandel und ein unsicheres geopolitisches Umfeld – wider, mit denen sich Unternehmen auf der ganzen Welt auseinandersetzen müssen. Viele dieser Risiken sind bereits in den jeweiligen Heimatmärkten angekommen. Extreme Wetterereignisse, Ransomware-Attacken oder regionale Konflikte strapazieren die Widerstandskraft von Lieferketten und Geschäftsmodellen auch in diesem Jahr. Makler und Kunden von Versicherungen sollten daher wachsam sein und ihre Deckungen entsprechend anpassen“, sagt Petros Papanikolaou, CEO von Allianz Commercial.

Trotz identischer Risikowahrnehmung vergrößert sich der Abstand zwischen großen und kleinen Unternehmen in Hinblick auf ihre Resilienz. Die Corona-Pandemie habe insbesondere große Unternehmen für ein erhöhtes Risikobewusstsein und damit verbundene Maßnahmen zur Steigerung der Resilienz sensibilisiert, so die Studienautoren. Kleinere Firmen hätten häufig weder die Zeit noch die Ressourcen, um eine größere Anzahl von Risikoszenarien zu entwickeln und sich effektiv darauf vorzubereiten. In der Folge dauere es bei ihnen länger das Geschäft nach einem unerwarteten Vorfall wieder auf Kurs zu bringen.

Cyber-Sicherheit bleibt Top-Risiko

Cyber-Vorfälle (36 Prozent) sind zum dritten Mal in Folge und erstmals mit deutlichem Abstand von fünf Prozentpunkten das Hauptrisiko für Unternehmen. In 17 Ländern, darunter Australien, Deutschland, Frankreich, Indien, Japan, Großbritannien und den USA, stufen Expertinnen und Experten Gefahren durch Cyber-Attacken als größtes Risiko ein. 59 Prozent der Befragten nennen Datenpannen als die besorgniserregendste Bedrohung noch vor Angriffen auf kritische Infrastruktur oder Vermögenswerte mit 53 Prozent. Ransomware-Attacken treiben ebenfalls mehr als die Hälfte der Unternehmen um, da diese im vergangenen Jahr deutlich zugenommen haben. 2023 sind Schadenfälle gegenüber 2022 um mehr als 50 Prozent gestiegen.

Betriebsunterbrechungen und Naturkatastrophen versetzen Unternehmen in Unruhe

Störungen von Lieferketten sind nach der Corona-Pandemie zwar seltener geworden, dennoch bleiben Betriebsunterbrechungen mit 31 Prozent das zweitgrößte Risiko für Unternehmen. Dieses Ergebnis verdeutlicht die zahlreichen Verflechtungen in einer immer volatileren Welt und die hohe Abhängigkeit von Lieferketten bei kritischen Produkten oder Dienstleistungen. Für Unternehmen gilt daher, dass ihre Prioritäten im Risikomanagement 2024 in der Sicherstellung der Geschäftsfähigkeit, dem Identifizieren von Engpässen in der Lieferkette und dem Aufbau alternativer Zulieferer liegen sollten.

Naturkatastrophen steigen im diesjährigen Risk Barometer mit 26 Prozent von Platz 6 auf 3 (Deutschland: Platz 5) und sind damit einer der größten Aufsteiger. Obwohl der Klimawandel mit 18 Prozent weiterhin auf Platz 7 im Ranking bleibt, ist er in Brasilien, Griechenland, Mexiko und der Türkei unter den Top-3-Risiken zu finden. Physische Schäden an Unternehmenswerten durch Extremwetterereignisse sind hier die Hauptbedrohung. Betroffen sind vor allem Versorger sowie Energie- und Industrieunternehmen. Es ist zu erwarten, dass Unternehmensrisiken auf dem Weg zur Klimaneutralität und Haftungsrisiken steigen werden, da Firmen viel Geld in neue, häufig kaum bewährte Technologien mit geringem CO2-Ausstoß investieren müssen, um ihr Geschäftsmodell zu transformieren.

Politische Risiken

Aufgrund andauernder Konflikte weltweit, klettern politische Risiken und Gewalt mit 14 Prozent von Platz 8 auf 10. Das anstehende Superwahljahr, in dem mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung zum Urnengang aufgerufen sind, biete ebenfalls ein hohes Risikopotenzial, so die Studienautoren. Besonderes Augenmerk liege dabei auf den Wahlen in den USA, Indien, Russland und Großbritannien. Unzufriedenheit mit dem Wahlausgang, in Verbindung mit genereller wirtschaftlicher Unsicherheit, hohen Lebenshaltungskosten und starker Verbreitung von Fake News via Social Media, könne im schlimmsten Fall zu weiterer sozialer Polarisierung und erhöhtem Konfliktpotenzial weltweit führen.

Makroökonomische Entwicklungen fallen nach den teils heftigen wirtschaftlichen Ausschlägen der Covid-Jahre mit 19 Prozent von Platz 3 auf 5. Dennoch stünden weiterhin viele wirtschaftliche Herausforderungen bevor, heißt es in der Pressemeldung. Nach Daten von Allianz Research fallen die Wachstumsaussichten mau aus und lassen 2024 weltweit kaum mehr als ein zweiprozentiges Wachstum erwarten. Für Deutschland prognostiziert Allianz Research ein Wachstum von nur 0,5 Prozent.

Weltweit betrachtet, wird der Fachkräftemangel mit zwölf Prozent und Platz 10 (vorher 8) als ein geringeres Risiko im Vergleich zu 2023 eingeschätzt. Regional stellt sich das anders dar: Unternehmen in Deutschland (Platz 4), Zentral- und Osteuropa, Großbritannien sowie Australien nennen den Mangel an Fachkräften als Top-5-Risiko. In vielen Ländern ist die Arbeitslosenquote weiterhin auf Tiefstständen und Unternehmen bieten weitaus mehr Stellen an, als es Bewerber gibt, um diese zu besetzen. IT- und Datenexperten sind besonders schwer zu finden, was sich im Hinblick auf den Kampf gegen Cyberverbrechen als großes Problem darstellt.


  • Der Dataspace for Everybody ist da

    Am 7. Mai fand die offizielle Eröffnungsfeier des AAS Dataspace for Everybody statt. Die Plattform soll kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang…


  • Neugart baut Vertrieb aus

    Ronny Jäger verstärkt seit Januar 2024 als neuer Außendienstmitarbeiter das Vertriebsteam bei Neugart im Bereich Nordbayern.