Antrieb für die Anästhesie


Anspruchsvolles Anforderungsprofil

Diese Anforderungen lassen sich mit Standardkomponenten nicht realisieren. „Für die Entwicklung der Turbineneinheit haben wir mit Faulhaber einen Partner gefunden, der uns nicht nur sein antriebstechnisches Knowhow, sondern auch seine Systemkompetenz einbringt“, sagt Torsten Theede, Global Commodity Manager Electronics bei Dräger. „Bei der Entwicklung arbeiteten wir von Anfang an eng zusammen und heute liefert uns der Partner die komplette einbaufertige Einheit, die zu 100 Prozent aus speziell auf unsere Anwendung abgestimmten Bauteilen besteht.“ Als Basis für den Antrieb der Turbine bot sich ein bürstenloser DC-Motor an. Die Motoren aus dem Faulhaber-Programm sind für raue Einsatzbedingungen konstruiert und eignen sich deshalb überall dort, wo hohe Zuverlässigkeit, präzise Funktion und lange Lebensdauer gefragt sind. Hohe Laufruhe, geringe Geräuschentwicklung, große Leistung und Dynamik bei kleinem Bauvolumen gehören ebenfalls zu den Eigenschaften. Der für die Blower-Unit gesuchte Antrieb stellte die Entwickler dennoch vor große Herausforderungen: Schließlich war ein Motor gefragt, der im Millisekundenbereich beschleunigt und ebenso schnell wieder abbremst. „Das ist wichtig, damit der Patient nicht gezwungen wird, gegen die Maschine zu atmen“, erläutert Theede. „Die Blower-Unit und damit der Antrieb muss deshalb extrem schnell und präzise reagieren.“

Antrieb mit besonderen Eigenschaften

Im Resultat ist der für die Blower-Unit maßgeschneiderte bürstenlose DC-Motor in einem robusten Edelstahlgehäuse untergebracht und bei 24mm Durchmesser lediglich 46mm lang. Um dennoch auf die gewünschten Leistungsdaten zu kommen, wurden die eingesetzten Magnete und Bleche verbessert. Dass nur biokompatible Schmier- und Klebstoffe verwendet werden durften und die komplette Einheit autoklavierbar sein musste, machte die Materialauswahl zu einer anspruchsvollen Aufgabe. Bei der Kugellagerauswahl arbeiteten die Entwickler beispielsweise mit externen Spezialisten zusammen, um für die extrem hohen Drehzahlen die passende Materialpaarung mit biokompatiblen Schmierstoffen zu finden. Auch mechanisch erfüllt das System die hohen Anforderungen: Die Flügelradpumpe, die den Luftstrom erzeugt, ist direkt auf dem Motor montiert. Die elektrischen Anschlüsse sind in der herausgeführten Vergussmasse eingebettet. In der Vergussmasse wurde zudem ein EPROM integriert, aus dem sich bei Bedarf neben der Seriennummer die Antriebshistorie und sogar die Anzahl der geleisteten Betriebsstunden auslesen lassen. Die Signale der im Motor integrierten Hall-Sensoren werden von der übergeordneten Systemsteuerung verarbeitet, die den Motor entsprechend den Anästhesie- und Beatmungsanforderungen ansteuert. Die gesamte Turbineneinheit hat einen Durchmesser von 120mm und ist 220mm lang. „Sie hat sich im Praxiseinsatz mittlerweile gut bewährt“, so Theede. „Die Zusammenarbeit ging deshalb weiter, und auch die Turbineneinheit für unseren Anästhesiearbeitsplatz Perseus A500 entstand gemeinsam mit Faulhaber.“ Dieses System bietet ebenfalls differenzierte Beatmungsstrategien, die die Spontanatmung des Patienten jederzeit unterstützen und wird ebenfalls seit einigen Jahren in vielen Kliniken erfolgreich eingesetzt.